Mens sana in corpore sano:
Eine alte Weisheit ist nun wissenschaftlich bewiese
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Die Tatsache, dass eine intensive körperliche Aktivität sich positiv auf die Stimmung auswirkt, ist bekannt.


Ebenso bekannt ist die Tatsache, dass eine schlechte seelische Verfassung auch das körperliche Empfinden beeinträchtigt.
Wie wäre es nun, wenn man nun an beiden Punkten ansetzen würde, um sich durch körperliche Aktivität in Verbindung mit stimmungsaufhellender Medikation um Erfolg zu bemühen?
Und genau dieser Zusammenhang wurde in einer Studie des VU University Medical Centers in Amsterdam untersucht.
Eine Gruppe von 146 Menschen, die an Depressionen und Angststörungen litten, nahmen an einem 16-wöchigen Programm teil. Ein Teil wurde einer reinen Laufgruppe zugewiesen, ein anderer Teil einer rein medikamentösen Therapie, bei der der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Lexapro verabreicht wurde. Eine dritte Gruppe nahm sowohl das Medikament, nahm aber auch an dem Laufprogramm teil.

Überraschende Ergebnisse


Die Ergebnisse überraschten. Bei 43 % der Teilnehmer der medikamentösen Therapie waren nach 16 Wochen keine aktuellen depressive Störungen mehr festzustellen. Bei den Teilnehmern der Lauftherapie waren es 45 %.
So weit, so gut.
Nun gibt es bei jeder therapeutischen Intervention auch Nebenwirkungen. Und hier zeigten sich die deutlichsten Unterschiede.

Es gibt einen Sieger

Die Patienten der Lauftherapie konnten einen Gewichtsverlust verzeichnen, eine Senkung des Blutdrucks, sowie eine signifikante Verbesserung der Herzfrequenzvariabilität.
Dies bedeutet, dass das Herz nach 16 Wochen sehr viel leichter an die Umweltbedingungen anpassen konnte, als es dazu vorher in der Lage war. Der Wechsel von Anspannungsphasen mit schnellem und Ruhephasen mit niedrigem Herzschlag konnte sehr viel schneller erfolgen.
All diese Verbesserungen konnten bei der Gruppe der medikamentösen Therapie nicht festgestellt werden. Im Gegenteil. Alle diesbezüglichen Werte verschlechterten sich.

Mögliche Schlussfolgerungen für die Praxis

Ideal wäre also nach dieser Studie eine Kombination aus Medikation und angeleiteter körperlichen Aktivität.
Natürlich gibt es auch Einschränkungen. So setzten über 80% der Mitglieder der Medikationsgruppe ihre Therapie auch nach den 16 Wochen fort, dagegen nur ca. 50% der Gruppe der Läufer.
So stellen sich beide Therapieformen sowohl als eigenständig aber auch als Kombinationsmöglichkeit dar. Es lässt sogar die Empfehlung zu, zunächst mit einer Lauftherapie oder ähnlichem zu beginnen und erst in einer zweiten Runde in die Medikationsphase einzutreten. Natürlich nur, wenn es die fachärztliche Diagnose erlaubt.
So kann aber auch eine Lauftherapie als Ergänzung, quasi als Booster, die aktuelle Medikation ergänzen und verstärken.

Wie immer: auf den Menschen kommt es an


Zu beachten bleibt, dass die Compliance, die Bereitschaft der Patienten auch nach der Intervention die Therapie fortzusetzen, bei der Medikationsgruppe erheblich größer ist als bei der Gruppe der Läufer. Sie empfanden es wohl als zu anstrengend oder belastend, dreimal wöchentlich je 45 Minuten ihre körperliche Aktivität durchzuführen.

Adaptiert von
Quelle: Laufen vs. Medikamente bei Depressionen: Gibt es einen klaren Sieger? – Medscape – 10. Oktober 2023