Mit Beiträgen von Walter Lenz

Kategorie: Allgemein (Seite 1 von 4)

Musik in der psychotherapeutischen Praxis

Bedeutung der Musiktherapie

Musiktherapie ist eine Form der therapeutischen Intervention, die die verschiedenen Elemente der Musik wie Rhythmus, Melodie und Harmonie einsetzt, um emotionale, kognitive, physische und soziale Bedürfnisse von Menschen anzusprechen und zu beeinflussen. Die Annahme dabei ist, dass Musik eine Art universelle Sprache ist, die eine tiefe Verbindung zu Gefühlen und Erfahrungen eines Menschen herstellt.

Bild von Vanesa auf Pixabay
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Somit ist es auch klar, dass die Art der Musik dem individuellen geografischen, kulturellen und soziohistorischen Hintergrund des Klienten entsprechen muss. Rhythmen, Harmonien und Melodien arabischer oder asiatischer Musikstücke üben einen anderen Einfluss auf die Hörgewohnheiten eines Europäers aus als auf einen jeweils indigenen Hörer.

Theorie der Musiktherapie

Die theoretischen Grundlagen der Musiktherapie basieren auf verschiedenen Ansätzen, zum Beispiel den psychodynamischen, humanistischen, verhaltensorientierten und kognitiven Modellen. Gemeinsame Annahme aller ist die Idee und die Erfahrung, dass Musik eine kraftvoll-wirksame Form der nonverbalen Kommunikation sein und tiefgreifende emotionale Reaktionen hervorrufen kann.

Bild von Anne auf Pixabay
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In einem geschützten und unterstützenden Setting kann dem Klienten geholfen werden, seine Gefühle in unterschiedlichen Formen auszudrücken, dabei unbewusste Konflikte zu entdecken und Wege der Be- und Verarbeitung in Anleitung und Begleitung des Therapeuten zu finden.

Formen der Musiktherapie

Es gibt zwei grundlegende Formen der Musiktherapie, die rezeptive und die aktive. Die rezeptive Form beinhaltet das Hören von Musik.

Bild von Thomas Budach auf Pixabay
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Während die aktive Form die praktische Teilnahme des Klienten am Musizieren selbst fordert und fördert, oder abgeleitete Formen wie Tanzen, Singen oder eine selbstgewählte Form der Improvisation seitens des Klienten erlaubt. Die Wahl hängt jeweils von den Bedürfnissen des Klienten und den Zielen der Therapie ab.

Indikationen und Kontraindikationen

Musiktherapie kann in einer Vielzahl an Möglichkeiten eingesetzt werden, darunter bei der Rehabilitation allgemein, neurologischen Erkrankungen, Entwicklungsstörungen oder Suchtbehandlungen. Angesagte Indikationen sind unter anderem Angststörungen, Depressionen, Demenz, Schmerzmanagement oder posttraumatische Belastungsstörungen.

Musiktherapie
Musiktherapie

Kontraindikationen sind schwere psychische Störungen zum Beispiel aus dem schizophrenen Formenkreis oder auch einer Traumastörung. Eine vorherige gründliche Abklärung ist absolut notwendig, damit die Therapie dem Klienten auch zugutekommen kann.

Grundsätze der praktischen Durchführung

Musiktherapie kann sowohl in Einzel- als auch im Rahmen von Gruppensitzungen durchgeführt werden. Da es sich in der Regel um Kombinationen aus musikalischen Aktivitäten, Reflexionen und gesprächstherapeutischen Elementen handelt, muss der Musiktherapeut entsprechend qualifiziert sein, da er die Musikstücke und Aktivitäten auswählt, die den Bedürfnissen des Klienten und den Zielen der Therapie entsprechen, aber auch der jeweiligen Situation anzupassen sind.

Zielsetzungen der unterschiedlichen Formen der Musiktherapie

Form und Setting der Therapie sind den unterschiedlichen Zielsetzungen anzupassen.

Ziele im Bereich der psychischen Gesundheit können zum Beispiel Verbesserungen der Emotionsregulation sein, die Förderung von Selbstbewusstsein, Steigerung des Selbstwertgefühls oder auch die Bewältigung von Traumata. Betroffene nehmen quasi die Selbstkontrolle wieder in die eigene Hand.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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Neurologisch gesehen, können die Verbesserung oder Wiederherstellung motorischer Fähigkeiten oder die Steigerung der kognitiven Funktionen Ziele sein.
Sogar im Rahmen einer palliativen Therapie können die Linderung von Schmerzen, Förderung von Trost und Verbesserung von Lebensqualität durch Linderung von Symptomen sein.

Durch Integration und Kombination von Musik in therapeutischen Interventionen können wichtige und tiefgreifende Veränderungen und Verbesserungen im emotionalen, sozialen und kognitiven Bereich erzielt werden. Je sorgfältiger auf den Klienten zugeschnitten die therapeutischen Interventionen geplant, vorbereitet und umgesetzt werden, desto besser werden die Ziele erreicht, bzw. bestmögliche Ergebnisse erzielt.

Beispiele und deren theoretischen Hintergründe

Improvisation zur emotionalen Regulation

Psychodynamische Theorie: sie legt den Fokus auf unbewusste Prozesse und die Bearbeitung emotionaler Konflikte.

Musiktheoretischer Hintergrund: die Improvisation ermöglicht den spontanen Ausdruck von Gefühlen, ohne auf den sprachlichen Ausdruck achten zu müssen. Tonhöhen, Dynamik, Rhythmus und Lautstärke können Emotionen repräsentieren und symbolisch verarbeitet werden.

Bild von Oberholster Venita auf Pixabay
Bild von Oberholster Venita auf Pixabay

Zielsetzung: Ziel ist, dem Klienten zu helfen, sich seinen Gefühlen hinzugeben, sich auf sie zu konzentrieren, ihnen Ausdruck zu verleihen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um Möglichkeiten zur Selbstregulierung zu finden.

Durchführung: gemeinsames Musizieren vom Therapeuten und Klienten mit verschiedenen Instrumenten. Der Therapeut lenkt im Gespräch die Reflexion des Prozesses. Er fordert und fördert den Klienten beim Erkunden seiner Emotionen und gibt ihm im geschützten therapeutischen Raum die notwendige Sicherheit.

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