Wenn die Seele verletzt wird: neue Erkenntnisse zu PTBS und ihren genetischen Ursachen.
Traumatische Ereignisse wie schwere Unfälle, Naturkatastrophen, der Verlust eines geliebten Menschen, Krieg oder Gewalt können tiefe seelische Wunden hinterlassen. Zwei aktuelle Studien haben nun neue Erkenntnisse zu den genetischen Risikofaktoren und biologischen Mechanismen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) geliefert und könnten damit auch neue Therapieansätze ermöglichen.
Jeder Achte ist betroffen
Die Symptome einer PTBS können direkt nach dem traumatischen Ereignis oder erst Monate oder Jahre später auftreten und das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Im Laufe ihres Lebens erkranken etwa 8 % aller Menschen an PTBS, Frauen häufiger als Männer. „Je eher eine PTBS professionell psychotherapeutisch behandelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Alltag wieder normal gestalten zu können“, sagt Prof. Dr. Jürgen Deckert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Genetische Faktoren im Fokus
Eine im Fachjournal Nature Genetics veröffentlichte Studie des Psychiatric Genomic Konsortiums hat die genetischen Merkmale von PTBS untersucht. Dabei wurden die Daten von mehr als 1,2 Millionen Menschen analysiert. Die Forschenden entdeckten 95 genetische Bereiche, die mit PTBS in Verbindung stehen, von denen 80 zuvor unbekannt waren. „Veranlagungsfaktoren können Menschen resilienter oder verletzlicher gegenüber Extremerfahrungen machen“, erklärt Prof. Deckert.
Bei der Untersuchung dieser genetischen Bereiche wurden 43 Gene identifiziert, die das Risiko erhöhen, nach einem Trauma eine PTBS zu entwickeln. „Diese Gene sind hauptsächlich für die Regulation von Nervenzellen und Synapsen, die Entwicklung des Gehirns sowie für hormonelle und immunologische Prozesse zuständig“, sagt PD Dr. Heike Weber vom Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) in Würzburg.
Systembiologische Untersuchung von PTBS
Eine weitere Studie, an der das UKW beteiligt war und die in Science veröffentlicht wurde, untersuchte die molekularen Ursachen von PTBS und Depressionen. Diese stressbedingten Störungen entstehen durch das Zusammenspiel von genetischer Anfälligkeit und Stressbelastung, die Veränderungen im menschlichen Genom bewirken und die Gen- und Proteinexpression beeinflussen.
Die meisten Krankheitssignale fanden die Forschenden im medialen präfrontalen Kortex (mPFC), der das Immunsystem, die Regulation von Nervenzellen und von Stresshormonen betrifft.
Der in Medscape-Deutschland veröffentlichte Artikel wurde für www.psycho-med-news. redaktionell und KI-unterstützt bearbeitet.