Der Fall G.: A Suitable Case for Treatment


Titel und Zweifel

‘Szenen aus dem Herzen’, das Buch von Greta und Svante Thunberg, sowie Beata und Malena Ernman, erzeugte und erzeugt immer noch enormes Aufsehen und befeuert die Fridays-for- Future-Bewegung sowie Extinction Rebellion. Möglicherweise wird die Corona-Krise die mediale Aufmerksamkeit auf die Protestbewegungen und deren Ikone Greta in den Hintergrund drängen, das Grundproblem, um das es hier geht, die Befindlichkeit und Befindlichkeiten der Familie Thunberg-Ernman, aber nicht lösen.


Gleich zu Beginn sagt der Titel des Buches, dass die vier Verfasser kein Gesamtkonzept vorlegen möchten, wozu sie auch gar nicht in der Lage wären, wie später zu zeigen sein wird. Es sind ‘Szenen’, also Fragmente, Einzelelemente, Versatzstücke, die lediglich durch die Leidensgeschichte von Greta selbst, ihrer jüngeren Schwester Beata, dem Vater Svante, vor allem aber Mutter Malena zusammengehalten werden. Der Hund soll an dieser Stelle einmal ausgeblendet bleiben. Aber auch er leidet mit. Ein Band des an- und fortdauernden Jammerns, Erduldens und Leidens, was das ohnehin angegriffene System ‘Familie’ in seinen losen Festen permanent erschüttert.

Zweifel

Zweifel entstehen bereits bei der Lektüre der ersten Seiten des Buches. Vier Verfasser sind angegeben, aber nicht nur zu Beginn, auch im Verlauf der weiteren Lektüre ist im Wesentlichen nur eine Stimme zu vernehmen, die der Mutter Malena.
Sie, die sich später als Gebärerin der Erlöser Innen-Gestalt in Form ihrer Tochter Greta geriert, stellt dem Vorwort noch ein Gedicht voran. Es ist, zur Leidensgeschichte der Familie passend, selbstverständlich nichts Geringeres als eine Elegie. Diese Elegie trägt bereits die Botschaft des Thunberg-Ernman’schen Machwerks in sich und gibt Stimmung und Tonlage vor.

Der Tag geht zur Neige.
Die Sonne wird um sieben sterben.
Sag, Experte der Dunkelheit,
wer leuchtet uns jetzt?
Wer zündet ein abendländisches Gegenlicht an,
wer träumt einen morgenländischen Traum?
Wer auch immer – komm mit einem Licht!
Am liebsten du.

Elegie, Werner Aspenström,
schwedischer Lyriker und Essayist (Greta Thunberg et. al.: Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima. Aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann, Gesa Kunter und Stefan Pluschkat. S. Fischer Verlag. Frankfurt 2019, S. 6).

Die Sonne wird um sieben sterben und der Tag wird zur Neige gehen. Wenn die Sonne stirbt, wird auch die Erde sterben. Wozu braucht man dann noch einen Dunkelheitsexperten, wenn eh alles aufhört? Wie soll er helfen? Der große (Er-)Leuchter soll mit seinem Licht kommen, um die Welt doch noch zu erhellen. Ein abendländisches Gegenlicht, verbunden mit einem morgenländischen Traum. Abendland und Morgenland, die Kulturen finden zueinander. Wer es auch sei, der, die oder das da auch kommen mag, er, sie oder es muss mit einem Licht kommen. Eine Lichtgestalt also, die die Kulturen und die Menschheit rettet.
Und wer soll es am liebsten sein? Du. Wer ist dieser, diese oder dieses Du?
Greta, natürlich. Greta wird die Lichtgestalt sein, wie sich nach der Lektüre einiger weniger Kapiteln zeigen wird. Greta, die Erlösergestalt, gezeugt von Svante Thunberg, geboren aus Mutter Malena Ernman.


Eine Autobiografie die keine sein soll, aber tatsächlich eine ist
Im Vorwort schreibt Mutter Malena, das Buch könnte Ihre Geschichte sein. ‘Fast eine Autobiographie.’ (S. 7).

Aber es handelt von ihrer ganzen Familie, die sich in einer tiefen Krise befindet.
Die Krise ‘ist längst da und äußert sich permanent, auf vielfältige Weise. Am Frühstückstisch, in Schulfluren, auf den Straßen. Im Garten vor eurem Fenster, im Wind, der euer Haar zerzaust.’ (S. 7).

Nicht nur die Familie, nein, gleich die ganze Menschheit ist der Krise ausgesetzt. Darum musste das Buch so schnell wie möglich geschrieben werden. ‘ Mit manchen Dingen (…) hätten wir gerne noch etwas gewartet. Nicht unseretwegen, sondern euretwegen. Das wäre netter gewesen. ein bisschen schonender. Aber die Zeit haben wir nicht.’ (S.8).

‚Nicht unseretwegen, sondern euretwegen.‘ (S.8).
Es geht also nicht um die Rettung der Familie, es geht um die Rettung der Menschheit. Das Schicksal gebietet der Familie Thunberg-Ernman, bzw. Mutter Malena, die Schrift an der Wand erscheinen zu lassen. Das Menetekel als Aufschrei.

Die Vorsehung hat es gut mit Greta und der Menschheit gemeint, denn
‘einige Tage bevor die schwedische Ausgabe dieses Buchs im August 2018 erschien, hatte sich unsere Tochter Greta Thunberg vor den Schwedischen Reichstag gesetzt und ihren Schulstreik für das Klima begonnen. (…) Dieses Buch handelt von dem Weg bis zu Gretas Schulstreik. Dem Weg bis zum 20. August 2018’. (ebd. S. 8)

Zufall und Schicksal
Das Schicksal waltet und lässt Greta kurz vor Erscheinen des Buches vorm schwedischen Reichstagsgebäude erscheinen und führt fügungsgleich einen Reporter mit Kamera an den Ort des Geschehens. Der richtige Mensch, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort wird zum Zeugen des Erscheinens der Gestalt, die zum Kristallisationskern einer neuen Bewegung bestimmt sein wird.
Mehr Schicksal und Fügung geht nicht.
Nur böse Geister denken hier an eine geschickt designte PR-Aktion.


Das familiäre Elend nimmt seinen Anfang

Das Elend der Familie beginnt, zumindest nach der Erzählung von Mutter Malena, im November 2011, als die letzte Vorstellung der Oper Xerxes stattfinden sollte, was auch als ihre allerletzte Vorstellung als Opernsängerin in Schweden gedacht war. Was natürlich vor der gesamten Opernwelt und dem ganzen Land als großes Geheimnis gehütet und nun in Anwesenheit von König und Königin gelüftet werden sollte.
Dem großen Opernstar wird so übel,
‘wie in einer Panikattacke’, als würde sie ‘gegen eine Glaswand laufen’, ‘als ob sie schwerelos in der Luft schwebt und auf den Aufprall wartet’. (S. 10).

Nichts geschieht in einem normalen Rahmen, alles ereignet sich nur in entgrenzten Ausnahmesituationen, bei denen am Ende immer alles schwarz wird.

Mutter Malena liebt das Extreme, sie ist eine Grenzgängerin, sie überschreitet bisweilen auch die Grenzlinien, die Borderlines. So beschreibt sie das soziale Engagement ihrer Herkunftsfamilie für ‘Menschen in Not’, was zum Engagement für die Menschheit schlechthin werden soll.

Menschen in Not, Menschheit in Not, Schöpfung in Not. (S. 109).

Es muss nicht nur geholfen, es muss gleich gerettet werden, mit Greta als Heilsbringerin. Und als Gebärerin der kindlichen Heilsgestalt muss sie auch besondere Qualitäten aufweisen.

Sie liebt die Herausforderung, auch in der Musik.
Denn ‘sie sang für ihr Leben gern, sie sang ununterbrochen’. (ebd. S. 13). Und die Oper, so Mutter Malena, ist bekanntermaßen das ‘schwierigste Genre’ und das ‘Schwierigste macht ihr am meisten Spaß’. (S 13).

Ihre sich selbst zugeschriebene Eigenwilligkeit und Sturheit zeigen sich darin, dass ‘ich immer meinen eigenen Weg gegangen bin. Immer gegen den Strom und fast immer allein’. (S. 14).

Die Einzelkämpferin und Heroin gegen die Masse. Sie fühlt sich berufen.
Denn ‘es wird zu einer Haltung, zu einer Verpflichtung, wenn man die Möglichkeiten besitzt, so zu handeln’. (ebd. S. 15) Man ist nicht nur privilegiert, nein berufen, denn ihr Mann Svante und sie ‘gehören zu den wenigen, die diese Möglichkeiten bekamen’. (S. 15).
Eine gütige Vorsehung hat sie mit Privilegien ausgestattet, zusammen mit der Einsicht, der Weisheit und der Verpflichtung, diese im Sinne der Rettung der Menschheit zu nutzen.

Noch ein Talent mehr und sie könnte über Wasser gehen.


Die Ausnahmefrau und ihre Ausnahmetochter
Malena’s Mann selbst beschreibt seine Frau als ‚weltweit eine der Besten ihres Fachs‘ sich selbst hingegen als ‚nur einen mittelmäßigen Theaterschauspieler, und außerdem verdiene sie viel besser wie er‘. ‚Als er‘, verbessert sie als eine der weltbesten Sängerinnen sofort in der nächsten Zeile. (S. 15.)

Auch so kann man die innerfamiliäre Rang- und Kleiderordnung kommunizieren.
‚So now I’m a housewife‘, reagiert er. (S. 17).
Emanzipation at ist best.

Zwei Seiten später erzählt Malena wieder einmal von der letzten Xerxes-Aufführung im Beisein des schwedischen Königspaares; wie es eine der weltbesten Sängerinnen eben verdient. So wie Karlsson vom Dach immer einer der Weltbesten war, ganz gleich worum es sich handelte, so sieht sich Malena in dieser schwedischen Kindermärchen-Tradition. Die Märchenwelt von Astrid Lindgren verwoben mit Malena Ernman‘s Selbstbild.


Jetzt endlich kommt Greta ins Spiel

Und zum ersten Mal geht es jetzt konkret um die kleine Greta, die gerade eben in die fünfte Klasse gekommen ist, wo es ihr nicht gut geht, und wiederholt von Vater Svante Thunberg nach Hause geholt werden muss. Großes Unglück über der Familie Ernman-Thunberg: Tochter aus der Schule nach Hause geholt und letzte Xerxes-Aufführung. Das Elend ist groß,
‘ man sitzt, nachdem die Kinder im Bett sind, im Bad auf dem Fußboden und ‚rings um sie bricht alles zusammen‘. (ebd. S. 19).

Greta ist mit ihren gerade mal elf Jahren in einer großen Krise.

Die Tochter ‚verschwindet in eine Art Dunkelheit und hört quasi auf zu funktionieren. Sie hört auf Klavier zu spielen. Sie hört auf zu lachen. Sie hört auf zu reden. Und. Sie hört auf zu essen‘. (S.20).

Nach ICD 10 klassische Symptome einer tiefgreifenden Depression als mögliche Begleitsymptome einer komplexen Persönlichkeitsstörung im Kindesalter.
Greta als Familienproblem mutiert allmählich zum Projekt der Familie, zum Hauptinhalt der allgemeinen Familienbemühungen.
Begleitet werden diese Bemühungen von der Anstrengung der Opernsängerin, die U-Musik in den Bereich der Oper zu integrieren, einem breiteren Publikum nahe zu bringen, was jedoch letztlich zum Scheitern verurteilt ist. Und beides liegt Mutter Malena so sehr am Herzen, die Persönlichkeitsstörung der Tochter als auch die Neuordnung der Musikkultur, dass sie es in einer Szene (4) aus ihrem Herzen glaubt erwähnen zu müssen.

Wenn schon die Neuordnung der musikalischen Welt nicht gelang, so war doch ihr Abschied ein alle Rahmen sprengendes Ereignis. Der Schlussapplaus ‚sei unvergleichlich gewesen, die zollten ‚ihr in stehenden Ovationen emphatischen Jubel‘ und ‚auch das Königspaar jubelte euphorisch,‘ während es ‚einen kollektiven Glücksrausch hinter der Bühne‘ gab. (S. 23).


Glück und Unglück liegen nahe beieinander: Gretas Essstörung
Bei Thunberg-Ernmans ist jedoch nichts von Dauer.
Eine Katastrophe jagt die nächste.

Dieses Mal geht es um Gretas Essstörung. Greta liebt Gnocchi, aber nur wenn Konsistenz, Zahl und Größe in ihrer Anordnung auf dem Teller stimmen. Sonst isst sie überhaupt nicht. Wer denkt hier nicht sofort an Störungen aus dem autistischen Formenkreis? Eine Vermutung, die später von Mutter Malena bestätigt werden wird, mit Greta in der dritten Generation. Die Familie muss am Tisch sitzen bleiben, damit Greta im Zeitraum von zwei Stunden und zehn Minuten gerade mal 5 Kartoffelbällchen gegessen haben wird. (S.24)

Die Belastung der Familie durch Gretas Essstörung darf nicht klein geredet werden. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass es später in eine akute Lebensgefahr übergehen wird. Aber welche Wirkung hat eine solche Störung auf die Psyche eines Kindes, das erfahren muss, dass ihm nicht geholfen werden kann in einer solchen Situation. Mehrere Versuche der Inanspruchnahme von Hilfsmaßnahmen stellen sich als erfolglos heraus. Ein Kind in höchster Not, in Lebensgefahr und niemand sieht sich in der Lage zu helfen. (S. 26).

Und dies geschieht wiederholt. Es legt den Verdacht einer multiplen und komplexen Traumatisierung nahe.

Mutter Ernmanns fragwürdiges Verhalten
Der Beweis der Widersprüchlichkeit im Verhalten der Mutter lässt nicht lange auf sich warten, wenn sie wieder einmal in ihr Herz schaut und ihren Fund den Lesern in Szene 7 präsentiert.
Die Familie möchte Zimtschnecken backen.

‚Für uns gibt es nicht Schöneres als Zimtschnecken zu backen‘. (S. 27).

Das Zimtschneckenbacken soll zum Event der Erheiterung Gretas dienen. Soweit, so gut. Aber es wäre nicht Familie Thunberg-Ernman, wenn es nicht wieder ein Superlativ wäre.
‚Also backen wir und tanzen dabei durch die Küche, um das fröhlichste Backfest in der Geschichte der Menschheit auf die Beine zu stellen‘: (S. 27).

Greta weigert sich zu essen. In ihrer verständlichen Angst und Verzweiflung schreien die Eltern ihre Tochter an.

‚Iss endlich!!! Du musst essen, verstehst du!? Du musst essen, sonst stirbst du!!‘ (S. 28).

So findet dieser Event wiederum sein jähes Ende, als Greta ihre erste Angstattacke erleidet. Und wie reagiert Greta?

‚Sie gibt einen Laut von sich, den wir noch nie von ihr gehört haben, niemals. Sie stößt einen abgrundtiefen Schrei aus, der über vierzig Minuten anhält‘. (S. 28).

Greta, ein schwaches Mädchen von elf Jahren mit zierlichstem Körperwuchs stößt einen abgrundtiefen Schrei von vierzig Minuten Dauer aus.

Und die Eltern lassen das Kind zu Hause, rufen keinen Notarzt und suchen keine Klinik auf?!

Kurz zusammengefasst lassen die von Mutter Malena geschilderten Symptome und Verhaltensweisen bei Greta folgende Störungen vermuten: Anorexie, autistischer Formenkreis bzw. Autistisches Störungsspektrum (ASS), komplexe und multiple Traumatisierung, Depression.


Helfe und rette sich wer kann

Natürlich sorgt sich Mutter Malena um ihre Tochter und sucht Hilfe. Wenn sie telefoniert, dann ‚von morgens bis abends‘, und es sind nicht einzelne Gespräche, nein, es handelt sich gleich um ‚eine unendliche Kette‘. (S. 33).

Und endlich erhält Mutter Malena eine brauchbare Diagnose einer Psychologin. ‚Asperger-Syndrom mit perfektionistischen Anspruch,‘ sagt sie. (S. 33).

Gleichzeitig veranlasst Mutter Malena, dass sich Tochter Greta einem Depressionstest unterzieht.

‚Sie ist zu schwach, um Treppen zu steigen, und in den Depressionstests, die man mit ihr macht, erreicht sie astronomische Punktzahlen‘. (S. 34).

Nicht einen Test, viele Tests. Nicht hohe Punktzahlen, astronomische Punktzahlen. Alarmismus als Leit- und Leidmotiv bei Mutter Malena jetzt und bei Tochter Greta später.

‚Wir nehmen uns Zeit. Unendlich viel Zeit.‘
Wieder einmal ist eine Grenze, die der Endlichkeit, überschritten.
Ein neues Problem tut sich auf: Gretas jüngere Schwester Beata

Aber nun beginnt Beata, die jüngere Schwester, sich zurückzuziehen. Gleichzeitig beginnt Greta wieder zu essen. Wer vermutet hier nicht einen Zusammenhang? Wahrscheinlich jeder unbefangene Leser, nicht jedoch Mutter Malena. Ihr ist es wichtig zu erwähnen, dass Tochter Greta ein Antidepressivum erhält.

‚Zwei Monate später hat der Gewichtsverlust nicht nur aufgehört – das Blatt hat sich gewendet, und langsam, ganz langsam zeigt die Kurve wieder nach oben‘. (S. 36).


Kluge Mutter – kluge Tochter
In diesem Zusammenhang sieht sich Mutter Malena berufen zu erwähnen, wie klug doch ihre Tochter Greta ist. ‚Greta ist klug.

Sie besitzt ein photographisches Gedächtnis und kann zum Beispiel alle Hauptstädte der Welt aufsagen. (…) Und wenn ich ‚Rückwärts‘ sage, kommt ihre Antwort genauso schnell rückwärts. Svante, der als Kind Flugpläne auswendig gelernt hat, behauptet immer, sie sei eine bessere Ausgabe von ihm‘. (S. 37).

Sonderbegabungen können auch Teil einer ASS sein.

Das System Familie ist sich bewusst, dass es psychisch kranke und leidende Mitglieder umfasst. Eine Instanz wird gefordert, die alle Präventions-, Aufklärungs-, Diagnose- und Therapieprozesse organisieren und kontrollieren können soll. Quasi eine One-Stop-Agency, die die umfassende Betreuung und damit Verantwortung übernimmt. (S. 38)



Problematische Weihnachtsferien

Eines Tages vor den Weihnachtsferien ist Vater Svante mit Tochter Greta auf der Schulabschlussfeier. Die Mitschüler schauen offenbar Tochter Greta an und Vater Svante fragt, ob die Mitschüler sie immer so anschauten. Wie genau wird nicht geschildert. Einfach so anschauen. Greta ist sich nicht sicher.

‚Weiß nicht. Glaub schon.‘ (S. 39).
Sofort wird bei Mutter Greta eine riesen Mobbingaktion daraus.
‚Wenn Mitschüler auf dich zeigen und ganz offen über dich lachen, obwohl dein Vater neben dir steht, dann geht das weit über das üblich Maß hinaus. Sehr weit‘. (S. 39).

Mutter Malena formuliert ihre Reaktion wie folgt:

‚Was ich zu hören bekomme, macht mich so fuchsteufelswild, dass ich die halbe Polhemsgatan dem Erdboden gleichmachen könnte‘. (S. 38).

Auch Mutter Malena ist in ihren verbalen Reaktionen nicht allzu zurückhaltend. Man konnte hier sogar von einer mangelnden Impulskontrolle sprechen. Aber da die Szenen ja von Herzen kommen, muss man nicht alles auf die verbale Goldwaage legen.


Erste Ergebnisse

Das nun folgende Ergebnis einer Untersuchung im Stockholmer Zentrum für Essstörungen zeigt, dass Tochter Greta unter Asperger, hochfunktionalem Autismus und unter Zwangsstörungen (OCD) leidet. (S. 42). Wer würde nach all den vorangegangenen Schilderungen noch zweifeln wollen. Was aber kritikwürdiger ist, dass die Eltern es veranlassen oder zumindest zulassen, dass Tochter Greta trotz dieser Diagnose von Mitarbeitern, oder sollte man besser sagen ‚Mittätern‘ ihrer Bewegung, durch die Welt und durch die Medien gejagt wird, anstatt ihr im häuslichen Rahmen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem das Mädchen zur Ruhe kommen kann.

Die Wahrnehmungsverzerrung der Thunberg’schen Entourage zeigt sich in der Szene 13, die wohl kaum aus einem mütterlich-wohlwollenden Herzen kommen kann.
Überschrieben ist die Szene 13 (!) mit

‚Ihr seid die, die anders seid, ich bin normal.‘ (S. 44).

Es ist ein Zitat eines schwedischen Singer-Songwriters namens Joakim Thalström.
Aus Mutter Malena’s Perspektive scheint also die Welt krank zu sein, das System Familie aber intakt.



Die familiäre Wahrnehmungsverzerrung

In dieser Wahrnehmungsverzerrung passt aber auch die Schilderung eines normalen Mittagstisches in der Schule, dem sich Tochter Greta zu unterwerfen gezwungen sieht.
Es geht um einen Hamburger.

‚In der Mensa ist es warm und eng. Es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, und plötzlich ist dieses fettige Stück Fleisch auf dem Teller kein Nahrungsmittel mehr. Es ist der zerquetschte Muskel eines Lebewesens, das Gefühle hat, ein Bewusstsein und eine Seele. Die Müllinsel hat sich auf Gretas Netzhaut eingebrannt‘. (S. 45).

Einen ‚Teller als Müllinsel‘ zu bezeichnen mag stilistisch als Hyperbel durchgehen, auch dass sich ‚das Bild in die Netzhaut eingebrannt‘ haben mag.

Die nun folgende Entgrenzung des Themas zeigt, sie im Hause Thunberg-Ernman alles mit allem verwoben und versponnen wird.
‚Sie (Greta) fängt an zu weinen und will nach Hause, aber sie darf nicht nach Hause und soll in der Schulmensa tote Tiere essen und über Markenklamotten, Make-up und Handys reden‘. (S. 45).

Es bleibt Mutter Malena’s Geheimnis, wer wen hier zu irgendwas zwingen will. Es geht eher um die Glorifizierung des Opferstatus von Tochter Greta. Greta, die Schmerzensreiche, La Pasionaria Oecologica, als Ikone der neuen Bewegung.
PR-mäßig eine perfekte Aktion.



Schwarz-weiß-Bilder und monokausales Denken

Hier beginnt die Frontenbildung, Greta gegen den Rest der Welt.

‚Greta hat eine Diagnose gestellt bekommen, aber das schließt nicht aus, dass sie recht hat wir anderen so falschliegen, wie man nur falschliegen kann. Denn so sehr sie sich auch bemüht, die Gleichung, die wir anderen schon gelöst haben, geht für sie nicht auf; die Gleichung, die die Eintrittskarte zu einem funktionierenden Alltag darstellt. (S. 45).

Bleibt die Frage, wer oder was ist nun dysfunktional: Greta’s Alltag oder der von Milliarden anderen Menschen auf dieser Welt?
Die Welt, die Erde ist nun mal kein Paradies für die absolute Zahl der Menschen, wenn man den eurozentrischen Maßstab anlegt. Aber wer nicht leben mag nach Greta’s Vorstellungen, soll also prinzipiell falsch leben, in einem dysfunktionalen Alltag? Wer nicht für Greta ist, liegt und lebt falsch. Der Totalitätsanspruch kann kaum mehr überraschen.


Von einer Idee zur Ideologie

Hier pervertiert eine im Ansatz gute Idee, eine alternative, provozierende Sicht der Dinge in den globalen Diskurs einzubringen, zu einer Ideologie mit Ausschließlichkeitsanspruch, zu einem Freund-Feind-Denken, eines im Ergebnis Zerrbild der Welt. Und wenn das eigene Denken, die eigene Sicht der Dinge in der praktischen Konsequenz zum Weltuntergang führt, muss man die gefährdete und schutzlose Welt vor denen schützen, die sie zerstören wollen. Der Weltenfeind muss in seine Schranken verwiesen werden, seine die Menschheit bedrohende Existenzweise muss beendet werden. Seine Existenz muss beendet, muss ausgelöscht werden. Er muss vernichtet werden, so eine Forderung in einer späteren Szene aus dem Herzen.


Mutter’s Selbstbeschreibung, Selbstbe- und Selbsterkenntnis

Mutter Malena selbst leidet nach eigenen Angaben unter einer Sozialphobie, und nicht nur darunter. (S. 49).
Auch unter einem messianischen Sendungs- und Verantwortungsbewusstsein globalen Ausmaßes.

‚Wir versuchen, den Dingen eine Stimme zu geben, die wichtiger sind als wir, und für uns hat sich die Umwelt- und Klimaproblematik zum ultimativen Beispiel für die bestehende verdrehte Weltordnung entwickelt, deren Resultat sie ist.‘ (S. 49).

Die Krise dieser Welt, die unbestreitbar vorhanden ist ‚
…äußert sich in unserem Teil der Welt nicht zuletzt in Form von Stresserkrankungen, Segregation und immer länger werdenden Schlangen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.‘ (S. 49).

In Westafrika brechen Erdmassen ein und pazifische Inselstaat sind gefährdet und das alles verursacht Schlangen, die sich vor der schwedischen Kinder- und Jugendpsychiatrie bilden. Auch hier wiederum Krisen- und Katastrophendenken at its best.

‚Im Endeffekt reduziert sich alles auf die Nachhaltigkeitskrise. Sie manifestiert sich sowohl in der Luftverschmutzung und der Biosphäre als auch in ökonomischen und politischen Systemen, und sie führt uns zum Kern des Gesundheitszustands der Menschheit.‘ (S. 50).

Jetzt haben wir des Pudels Kern und packen ihn im Nacken. Das dysfunktionale, kaputte Sozialsystem Familie Thunberg-Ernman wird überhöht in eine Weltenkrise. Diagnose: Megalomanie, vulgo Größenwahn.


Eine Katastrophe ist keine Katastrophe

Kaum ist das Kernproblem der Krise der Schöpfung erkannt, tritt die nächste Katastrophe in das Familienleben. Beata, die jüngere Schwester der Ikone, erleidet ihren ersten Meltdown.

‚Im Englischen bezeichnet man dieses Phänomen einen Ausbruch von Gefühlen, die sich aufgestaut haben, bis sie sich nicht mehr im Rahmen dessen bewältigen lassen, was wir als angemessenes Benehmen betrachten.‘ (S. 53)

‚Sie (Beata) konnte die Erwartung und die ganzen Eindrücke nicht bewältigen und bekam einen explosionsartigen Anfall, bei dem sie ganz einfach die Kontrolle verlor und in einem Gefühlschaos versank. Bei Beata setzten sämtliche Hemmschwellen aus, und am Ende haben wir auf dem Boden miteinander gerungen, bis ich sie ruhig in meinen Armen halten konnte.‘ (S. 53).

Es sind Bilder alttestamentarischer Dimension: der Prophet ringt mit dem Engel, ringt mit Gott. Die Klima-Mit-Prophetin Klein-Beata ringt mit der Gottgesandten ebenso kranken Evangelinnen-Mutter Malena. Nach diesem Kampf kommt die Erkenntnis, dass es
‚viele Hinweise gab, dass etwas ganz und gar nicht so war, wie es sein sollte.‘ (S. 53).

Die biblische Jakobserzählung: Ein Interpretationsversuch

Die biblische Jakobserzählung wiederholt sich bei Mutter Malena und Tochter Beata. Waren es ursprünglich der Mann Jakob und ein männlicher Engel, sind es jetzt zwei Frauen, die diesen schicksalsschwangeren Ringkampf miteinander austragen. Der neue Aspekt des Feminismus tritt auf den Plan, von dem später noch zu lesen sein wird.

Eine der vielen Interpretationen der Jakobsgeschichte ist die, dass Jakob, der Bruder Esaus, sich nachts beim Versuch den Fluss zu überqueren, seinen Schatten, also sich selbst und damit seiner dunklen Seite begegnet. Sein Stamm wollte weiterziehen, er, Jakob, aber hatte am gegenüberliegenden Ufer etwas vergessen, was er nachholen wollte. Auf dem Rückweg begegnete er seinem Schatten und rang mit ihm. Keiner konnte den anderen besiegen, denn beide waren Eins. Jakob bot die Lösung an: Ich lasse dich, es sei denn, du segnest mich. Jakob akzeptiert seine dunkle Seite und unterwirft sie damit aber gleichzeitig seiner Kontrolle. Er kann sie nicht besiegen oder eliminieren, aber er muss lernen, mit ihr zu leben und umzugehen. Das äußere Zeichen der Akzeptanz, der Anerkenntnis fehler- und mangelhaft zu sein, ist die Tatsache, dass er körperlich verletzt ist, er hinkt von nun an. Im Kampf hat ihm sein zweites Ich auf die Hüfte gehauen.

Mutter Malena hat dieses Bild bewusst gewählt, denn es darf angenommen werden, dass sie einigermaßen bibelfest ist, da der Großvater immerhin protestantischer Hofprediger war.


Man muss nur wissen, was man weiß
‚Natürlich wussten wir damals noch nicht, dass all das frühe ADHS-Anzeichen bei Mädchen waren. Woher hätten wir es auch wissen sollen? Schließlich hatte gerade keine staatliche Aufklärungskampagne zu diesem Thema stattgefunden. Wir wussten nur das, was wir wussten.‘ (S. 54).
‚Wir wussten nur das, was wir wussten!‘ (?)

Alles war unter anderem deswegen so schlimm, weil der Staat sich wagte, gerade zu der Zeit, als es für den Sozialkomplex Thunberg-Ernman so wichtig war, keine Aufklärungskampagne über ADHS bei Mädchen zu fahren. Kein Wort darüber, dass sich Thunberg-Ernmans um Informationen bemühten. Wie konnten sie auch, wenn sie nur das wussten, was sie wussten. Klima-Prophetinnen und Superkraftmütter sind halt auch nur (ganz normale??) Menschen.

Es hat sich bisher wiederholt gezeigt, dass es sich bei derer von Thunberg-Ernman nicht um gewöhnliche Menschen handeln kann. Mutter Malena sagt von sich:

‚Wenn ich muss, kann ich eine Oper innerhalb von zwei Tagen auswendig lernen, und ich kenne kaum jemanden, der ein besseres Gehör besitzt als ich – außer Beata.‘ (S. 56).

Da sind offenbar zwei kongeniale Sonderbegabungen zusammen gekommen, oder sie wurden vom Schicksal, der Vorsehung zusammengeführt. Prophetinnen-Mutter Malena lernt eine Oper in zwei Tagen auswendig und teilt mit der Tochter, mit der sie kurz zuvor noch im Clinch lag, das absolute Gehör. Man ist immer wieder über die Bescheidenheit und Demut der Selbstsicht und Selbstbeschreibung der Mitglieder dieser Familie überrascht.

Oder auch nicht, wenn sich Megalomanie, vulgo Größenwahn, vermuten lässt. Wenn auch nur als vorläufige aber durchaus begründbare Verdachtsdiagnose.



Auch ‚normal‘ ist nicht von Dauer

Bei Beata läuft es offenbar in der Schule ganz normal.

‚Aber zu Hause bricht sie zusammen. Sie erträgt es nicht mehr, mit uns zusammen zu sein.‘ (S. 57).

Man kann dafür durchaus ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen. Es handelt sich aber offenbar auch um einen Fall von Asperger und hochfunktionalem Autismus, wenn in der Schule sich der Input aufstaut, in ihrer Rolle der Schülerin noch unter Kontrolle gehalten werden kann, zu Hause dann aber die Explosion stattfindet. In ihrer Rolle als Tochter und Kind darf sich alles entladen, was auch durchaus für das soziale System Familie Thunberg-Ernman spricht. Es ist der Ort, an dem Beata die Schülerin, Beata das Kind und Tochter sein kann, als Prinzessin von ‚Scheißegalien‘, wie sich Mutter Malena an anderer Stelle äußert.

Zur ADHS-Symptomatik tritt vorpubertärer oder bereits pubertärer Trotz und Motz hinzu und steigert sich bei Beata zu ‚Chaos, Zwang, Trotz und Panik.‘ (S. 61).

Sehr gut beobachtet und benannt, kann man hier nur sagen, und ganz ohne staatliche Aufklärungs- und Informationskampagne. Die Chaos-Prinzessin von ‚Scheißegalien‘ reagiert total normal auf ihre spätkindliche und frühpubertäre Art. Sie ist eifersüchtig auf ihre Schwester, um die sich alles dreht, die alle Kräfte der mehr schlecht als recht funktionierenden Familie beansprucht.



Der Fluch des Flugs

Trotz oder gerade wegen eines Italienurlaubs mit ihrem Vater geht es Beata nun noch schlechter. ADHS-Verhalten, begleitet von Panikattacken, machen einen sofortigen Rückflug nach Schweden notwendig. Hier werden sie von Schwester Greta mit den Worten empfangen:

‚Fliegen ist das absolut Schlimmste, was man machen kann.‘ (S. 62).

Der Sommer 2016 bringt der Familie erneut ein Desaster. Statt zu verreisen, sollen alle Aktivitäten, die eine Stadt anzubieten hat, ausprobiert werden. Wobei sich auch die Frage stellt, ob es klug und angemessen ist, Kinder, die unter ADHS leiden, noch mit weiteren Aktivitäten zu locken, anstatt ihnen Raum und Zeit zu lassen, um Ruhe zu finden.

‚Greta kann nur wenige Lebensmittel essen, die zu Hause in unserer Küche auf ganz bestimmte Weise zubereitet werden müssen. Sie kann in Gegenwart anderer Menschen nicht essen (…) Beata erträgt überhaupt keine Sinneseindrücke mehr. Sie erträgt uns nicht, und sie erträgt unsere Geräusche nicht. Alles ist zu laut, und sie bekommt die ganzen Gedanken in ihrem Kopf nicht zu fassen.‘ (S. 65).

Der drohende Overflow entwickelt sich zum Overload, trotzdem werden den Kindern Aktivitäten angeboten. Gedankenflucht, Asperger, Zwangsverhalten, Aggression und mangelnde Impulskontrolle, begleitet von Angst- und Panikattacken.

‚Am Ende entwickelt sie einen Zwang gegenüber allem, was Geräusche macht, wie eine Art Abwehrmechanismus. Jeder kleinste Laut kann einen Ausbruch verursachen.‘ (S. 66).

Hier stößt man bei einer Internetrecherche auf den Begriff ‚komplexe Neuropathie.‘



Supergau und Superkräfte

‚Wir schreien. Wir treten Löcher in die Türen. Wir kratzen uns. Wir schlagen Wände ein. Wir tragen Ringkämpfe aus.- Wir weinen. Wir bitten um Hilfe, und wir halten aus.‘ (ebd. S. 67).

Die von Mutter Malena geschilderte Familiensituation ist ein wahrer ‚suitable case for treatment‘. Es stellt eine traumatische Belastungssituation für die Kinder dar, die von einer Mutter, die ganz offensichtlich unter einer histrionischen Persönlichkeitsstörung leidet, sich höchst vulnerabel entwickelt haben, keinerlei substantielle Hilfe erwarten können.

‚Autismus und ADHS und alle anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen sind an sich kein Handicap. In vielen Fällen können sie im Gegenteil diese Superkraft ausmachen, dieses Über-den-Tellerrand-Hinausblicken, von dem so viele Künstler sprechen. Künstler wie ich, zum Beispiel.‘ (S. 68).

Mutter Malena hat plötzlich Superkräfte, die dennoch nicht ausreichen, das Schlimmste zu verhindern.
Denn ‚bekommt man allerdings keine Hilfe, haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Probleme schnell größer werden, und die ganze Familie Gefahr läuft, mehr oder weniger in eine Co-Abhängigkeit zu geraten oder eine Co-Behinderung zu entwickeln.‘ (S. 69).


Wer ist Ursache und was ist Wirkung?

Hier stellt sich die Frage, wer auf Grund wessen neuropsychiatrischer Erkrankung eine Co-Abhängikeit oder Co-Behinderung entwickelt hat. Reagieren die Kinder auf die Mutter oder die Mutter auf die Kinder? Es scheint ebenso denkbar, dass die Kinder ihre Copingstrategien entwickelten, um mit der histrionischen Persönlichkeitsstörung und der Megalomanie der Mutter zurecht zu kommen. Gegenseitige Co-Abhängigkeiten und Co-Behinderungen schaffen ein in sich komplex-verschachteltes und verflochtenes dysfunktional-infernalisches Familiensystem. Versehen mit der Superkraft, über den Tellerrand hinaussehen zu können, erklären sie als hochfunktionale und hochsensible Einheit dem normal- und minderbegabten Rest der Menschheit die Welt. Entweder sind die Teller der Familie Thunberg-Ernman sehr klein, oder der Größenwahn von Mutter Malena sehr ausgeprägt. Oder ist beides der Fall?



Mutter’s totaler Kampf

Es ist Mutter Malena, die immer daran erinnern muss, dass der Kampf für das Beste der Mehr-(Mensch)heit auch das Schlimmste für den Einzelnen hervorbringen mag. Die Einzelnen sind hier ganz sicher ihre beiden Töchter. Trotzdem kämpft sie weiter.

‚Von den Anrufen beim Werklehrer, der Mathematikvertretung, beim Vater der Klassenkameradin. Oder von Tausenden E-mails spätabends an verschiedene Pädagogen, damit die Kinder zur Ruhe kommen und schlafen können.‘ (S. 70).

Man stelle sich die grenzenlos freudige Erwartung der Lehrer und Pädagogen vor, abends spät die Anrufe und E-mails von Mutter Malena zu empfangen, wohlwissend oder zumindest vermutend, dass die Absenderin selbst unter einer erheblichen Störung leidet. Die Ruhe, die man selbst vor Größenwahn und Sendungsbewusstsein weder finden noch schaffen kann, dürfen auch andere nicht finden.
Das Chaos, die Angst, die Panik, die das Leben der Thunberg-Ernmans bestimmen und kontrollieren, sollen das Leben der Menschheit befallen. Wenn wir, die Thunberg-Ernmans, so leiden müssen, sollen es andere auch. Wenn unsere Familienwelt sich in Terror und Schrecken befindet, muss die ganze Welt in Terror und Schrecken versetzt werden.

Es ist Gretas Botschaft:‘ Ihr sollt in Panik geraten.‘

In welcher Welt leben die Thunberg-Ernmans eigentlich? Ihre sicherlich äußerst schwierige und belastende Familiensituation kann und darf aber nicht im Sinne des pars-pro-toto im globalen Rahmen als faktischer Zustand der Welt gesetzt werden.

‚Manchmal ist das Gesündeste, was ein Mensch tun kann, kaputtzugehen.‘ (S. 72).

Man kann Menschen, insbesondere Jugendlichen in der labilen Phase der Pubertät und Adoleszenz mit solchen apodiktischen Aussagen, die zu Glaubenssätzen werden können, kaputt machen. Der junge Werther und sein Schicksal kommen in unguter Erinnerung wieder. Für eine ganze Generation kann es zur Extinction Rebellion werden. Und es ist es geworden.


Mit der Zeit entwickelt Beata gewisse Tics und Zwänge.

‚Beata hat diese Zwänge nur bei mir. Und das kann ich gut nachvollziehen. Mir ging es mit meiner Mutter genauso – alle meine Tics traten in ihrer Gegenwart sehr viel stärker hervor.‘ (S. 74).

Mutter Malena sei an dieser Stelle angeraten, dies beim nächsten Termin mit ihrem Psychiater zur Sprache zu bringen, anstatt ständig äußere Umstände für das Leiden ihrer Familienmitglieder verantwortlich zu machen. Hier würde bereits der Blick über den Rand ihrer eigenen Untertasse ihres Mokka-Services reichen.

Viel hilft viel – aber nur manchmal
Zu allem Überfluss bringt Mutter Malena ihre Tochter Beata in einen Streetdance-Tanzkurs. Hip-hop Musik mit heftigen Bässen und wummernden Beats soll das zuvor als lärmempfindlich geschilderte Mädchen an Gruppenaktivitäten gewöhnen.

‚… und acht Mädchen tanzen Streetdance-Choreographien, während die Vertretungskraft vor der Gruppe steht und Anweisungen brüllt. Das neunte Mädchen tanz nicht – sie steht mitten im Raum, hält sich die Ohren zu und weint hysterisch. Sie zittert am ganzen Körper.‘ (S. 74).

Natürlich ist es Beata. Das Kind muss zunächst den totalen Overload erfahren, muss zusammenbrechen, um dann der Mutter gute Gefühle zu vermitteln.

‚Bevor wir gehen, darf ich Beata umarmen. (…) Es ist seit langer Zeit das erste Mal, dass ich mein geliebtes kleines Mädchen im Arm halten darf. Es ist wie eine Heimkehr nach einem Leben im Exil. Es ist der beste Moment. Von allen.‘ (S. 75).


Toxische Projektionen

Spätestens hier wird klar, dass Mutter Malena von allen guten Geistern verlassen scheint. Ihr, die mit der Superkraft und dem Blick über den Tellerrand ausgestattet, hätte klar sein müssen, was sie der kleinen Beata mit all den Aktivitäten und der sicherlich gut gemeinten Hilfestellungen angetan hat.

Sie einfach in Ruhe lassen und nicht die eigenen Defizite und Dysfunktionalitäten auf dieses Kind, diese Kinder, ihre Kinder zu übertragen. Die Frau, an histrionischer Persönlichkeitsstörung, Größenwahn und Sendungsbewusstsein leidend, stellt sich bis einschließlich Szene 24 nicht ein einziges Mal die Frage nach ihrem persönlichen Anteil an dieser ihrer Familienmisere.
Es geht ausdrücklich nicht um Schuld, es geht ausschließlich um ihren Anteil, mit dem sie beigetragen hat, dass die Situation so ist, wie sie ist und wie sie von ihr selbst geschildert wird.





Neuropsychiatrische Untersuchungen bringen es an den Tag

Die Komplexität der Familienproblematik zeigt sich an den Ergebnissen, die die neuropsychiatrischen Untersuchungen bei Beata hervorbringen.

‘Mehrere Krankheitsbilder treffen teilweise auf Beata zu, aber bei keinem erfüllt sie alle Kriterien für eine Diagnose. Man kann zu neunzig Prozent ADHS, zu sechzig Prozent Autismus, zu fünfzig Prozent Aufsässigkeits-Trotz-Syndrom und zu siebzig Prozent OCD haben, insgesamt also über hundert Prozent zutreffende Kriterien für neuropsychiatrische Störungen erfüllen, aber immer noch keine richtige Diagnose gestellt bekommen,’ erklärt die Psychologin.’ (S. 77).

Mutter Malena versteht hier etwas nicht. Es ist die Diagnose, die ihr die Psychologin mitteilt. Bei keiner Störung oder Krankheit aus dem neuropsychiatrischen Feld gibt es eine hundertprozentige Übereinstimmung mit den Leitlinien oder den Diagnosekriterien, sei es nach ICD 10 oder DSM 5.

Es handelt sich sowohl bei Tochter Greta als auch bei Tochter Beata um jeweils eine komplexe Störung mit den jeweiligen Begleitsymptomen und Komorbiditäten. Und alles, was bisher an Symptomen beschrieben und erwähnt wurde, hätte jedem psychologisch geschulten Sozialpädagogen und jedem Psychologen, sogar jedem Hobby- und Küchenpsychologen, klar sein müssen, was bei Beata, ihrer Mutter und ihrer Schwester vorlag und vorliegt.
Die Einzelanteile sind bei einer solch hoch- komplexen Störung von geringer Bedeutung. Es ist das Gesamtgefüge, das Konvolut der Einzelanteile und ihr Zusammenwirken.


Die Problematik war evident

Irgendjemand in den bisher aufgesuchten Kliniken, Ämtern und Anlaufstellen hätte in der Lage sein müssen, eine erste Verdachtsdiagnose zu stellen und entsprechende Verhaltensempfehlung an Eltern und Lehrer geben zu können. Die ADHS- und Autismusanteile waren so klar und eindeutig erkennbar, dass der Low-Arousal-Ansatz schon früher in Wirkung hätte treten können und müssen.
Autismus, Lärmempfindlichkeit und Streetdance vertragen sich nun mal nicht. Um das zu erkennen bedarf es keines Super-Diagnostikers mit Superkräften. Man muss auch nicht über den Tellerrand schauen. Man muss sich nur sein Kind, seine Kinder anschauen.


Es geht weiterhin um Beata – echt jetzt?
Es geht weiterhin um Beata.

‘Ich stehe ihr am nächsten, denn ich bin ihre Mutter. Und wir sind uns so unheimlich ähnlich. Ich bin diejenige, die sie am besten versteht, und das weiß sie. Aber das würde sie niemals zugeben.’ (S. 78).

Geht es wirklich um Beata? Oder doch nicht wieder einmal um sie, die Mutter mit den Superkräften, die sogar in Beata’s Kopf und Herz schauen kann.
Denn sie weiß, was Beata weiß, aber nie zugeben würde. Gehen ihr aktives Engagement und ihr großer und bemühter Einsatz mit Hunderten von Telefongesprächen und Tausenden von E-mails vielleicht nicht doch eher auf eine persönliche Störung zurück?

Eine Verdachtsdiagnose könnte lauten: ‚agitierte Depression‘.

Denn hier werden die Kernsymptome der Depression wie gedrückte Stimmung, Niedergeschlagenheit und Interesselosigkeit mit einem Höchstmaß an Aktivismus kompensiert und überspielt.

Von Zeit zu Zeit stellt sich eine gewisse Entspannung ein, der erneut Aktivismus folgt.

‘Dass unsere Kinder am Ende Hilfe bekamen, geht auf viele verschiedene Faktoren zurück. Teilweise lag es am bestehenden Gesundheitswesen, an bewährten Methoden, guter Beratung und wirkungsvoller Medikation. (…) Eine Gesellschaft kann sich nicht auf Glück oder zivilen Ungehorsam verlassen. Die meisten Eltern haben nicht 250 000 Follower in den sozialen Medien. Die meisten Eltern können nicht Vollzeit zu Hause bleiben, ohne sich krankzumelden. Die meisten Eltern verfügen nicht über den notwendigen sozialen Status.’ (S. 79).

Den Kindern ist nun offenbar geholfen. Man könnte sich selbst nun zufrieden und den Kindern die wohlverdiente und nötige Ruhe geben.
Aber das nächste Thema, das nächste Projekt steht an.


Von den eigenen Kindern zur gesamten Menschheit

Es geht jetzt nicht mehr nur um die Kinder, nein, es geht um die Menschheit, um die ausgebrannten Menschen auf einem ausgebrannten Planeten, so die Überschrift zum zweiten Teil des Buches.
Geht es also in Wahrheit gar nicht um die Kinder? Geht es in Wirklichkeit um den Bewältigungsversuch der möglichen agitierten Depression der Mutter, die ein neues Feld ihres Aktivismus braucht?
Und werden die Kinder jetzt instrumentalisiert zum Nutzen der Mutter und der Aufblähung deren Egos?

Jetzt, wo das familiäre Desaster scheinbar unter Kontrolle ist, ist der Familienrahmen zu klein geworden.
Das neue, große und allumfassende Aktionsfeld ist das Planetarische. Nachdem die Kinder als Opfer einer defizitären Gesellschaft gerettet sind, muss nun die gesamte Menschheit einschließlich des Planeten gerettet werden.

Es ist ein Geflecht, ein Komplex aus Megalomanie, Missionarischem und Sendungsbewusstsein, gepaart mit Superkraft und absolutem Gehör und Zehntausende Likes auf ihrem Handy, wenn sie ein Selfie mit einem ‘Guten Morgen aus Tokio’ postet. (S. 85).
Es ging also doch wieder um Malena.
Endlich wird die Welt gerettet
Die Weltenrettung beginnt mit der Atmosphäre, die eine Ressource darstellt, die
‘mit der heutigen Menge an CO2-Ausstoß in achtzehn Jahren aufgebraucht sein wird. Bestenfalls.’ (S. 86).

Mutter Malena blickt über den Tellerrand und sieht im Jahre 2036 den Weltuntergang. Denn wie soll eine Welt, die Menschheit ohne Atmosphäre leben können? Wie soll die Atmosphäre erhalten werden können bei dem herrschenden Lebensstil?

‘Unsere neuen Gewohnheiten lassen sowohl die Völlereien der alten Römer als auch den ausschweifenden Lebensstil der französischen Aristokraten im achtzehnten Jahrhundert in neuem Licht erstrahlen.’ (S. 87).

Nicht das Ende eines Imperiums oder das Ende einer Epoche wird angekündigt, nein, es ist noch nicht einmal das Ende der Geschichte nach Francis Fukuyama; es ist das Ende der Welt, die Apokalypse. Nicht des Johannes, aber immerhin der Malena. Armageddon ante portas, mit Heldin Malena auf den Barrikaden. Bei Eugene Delacroix führte die Freiheit das Volk. Heute führt Malena die ganze Menschheit.

‘Für die Gerechtigkeit einzutreten ist ein Mandat, und es droht uns gerade aus den Händen zu gleiten.’ (S. 87).

Um welches Mandat handelt es sich und um welche Art von Gerechtigkeit?
Und wer hat wem welches Mandat übertragen? Wer bleibt ungenannt, das Mandat bezieht sich auf die Selbstermächtigung, vormundschaftlich für Welt und Menschheit, also die Schöpfung allgemein, handeln zu dürfen, weil zu müssen.
Bleiben das uns oder wir.

Ist es die selbst notleidende Familie Thunberg-Ernman? Sind es Superkraft-Mutter Malena mit Hauptstädten aufzählender (vor- und rückwärts!) Tochter Greta und mit ihrer mehrfach diagnostizierten Schwester Beata? Sind es Mutter Malena nur mit Tochter Greta? Oder ist es eine der besten Opernsängerinnen der Welt, mit absolutem Gehör und Superkraft ausgestattet, alleine?
Fragen über Fragen, die wahrscheinlich nur der ‚Große Wumba-Tumba‘ als Herr des Universums zu beantworten vermag.

Statt die Welt zu retten und die Menschheit zu bevormunden, sollte man nicht besser vor der eigenen Tür kehren und versuchen, das eigene chaotische Familienleben auf die Reihe zu bringen? Das Chaos in den Gehirnen von drei weiblichen Wesen, einer womöglich depressiv-agitierten Erwachsenen mit einer an ADHS leidenden Tochter und einer Heranwachsenden, die mit ihrer Störung aus dem Asperger-Kontinuum genug zu tun hat, gemeinsam mit dem daraus resultierendem Familienchaos wird auf die Welt und Menschheit projiziert und externalisiert.




Erst das Chaos der Welt beseitigen, dann das Chaos der Familie

Und wie es in dieser Familie ausschaut und zugeht, beschreibt Mutter Malena wie folgt:

‘Ich hätte kein Buch darüber schreiben sollen, wie es mir ergangen ist. Kein Buch darüber, wie es meiner Familie in den letzten Jahren über lange Phasen hinweg ging. Aber ich muss. Denn es ging uns beschissen. Mir ging es beschissen. Svante ging es beschissen. Den Kindern ging es beschissen. Dem Planeten ging es beschissen. Sogar dem Hund ging es beschissen.’ (S. 88).

In ihrer Bescheidenheit beginnt Mutter Malena mit sich selbst, schließt Familie und den Planeten mit ein, um zum Schluss auf den Hund zu kommen.
Wo sich die Menschheit offenbar bereits befindet.

‘Denn es ist Fakt, dass es trotz aller steigenden Wachstumskurven sehr vielen Menschen immer schlechter geht. Vereinsamung ist zu einer chronischen Volkskrankheit geworden. Burn-out und andere psychischen Erkrankungen sind nicht länger nur eine tickende Bombe – die Bombe ist bereits hochgegangen.’ (S. 94).

Es ist eine Zeit des epochalen Wandels, einer neuen Völkerwanderung, einer Konfrontation der Kulturen, Religionen und Sprachen. Waren die Jahre nach Weltkrieg II durch die bipolare Machtverteilung zwischen Amerika und Sowjetunion atlantisch-eurozentrisch definiert, so treten heute neue ökonomische und militärische Mächte auf dem dritten Kontinent Asien auf den Plan.

Den alten Mächten entgleitet die Kontrolle, neue Mächte müssen sich in ihrer verantwortungsvollen Rolle im Sinne eines friedlichen Miteinanders erst noch einfinden.
Vor dem Hintergrund dieser großen Verunsicherung sind Vereinsamung, Burn-out und andere psychische Erkrankungen, zumindest in der Gegenwart, typisch kontinental-eurozentristische Bomben.
Darüber, ob und in welchem Ausmaß Burn-out und Vereinsamung chronische Volkskrankheiten in China, Indien oder Pakistan geworden sind, sei dahingestellt. Mutter Malena mag es durch ihren Superkraft-Blick über den Tellerrand vielleicht wissen und Recht haben, wenn sie es apodiktisch als Faktum setzt: ‚Denn es ist Fakt. Punkt.‘


Die vermeintliche Ahnenreihe

‚Eine Gesellschaft, die das Äußere dem Inneren vorzieht, kann niemals eine nachhaltige Gesellschaft werden. Wir werden die Klima- und Nachhaltigkeitskrise unmöglich lösen können, wenn wir nicht die Kultur aufgeben, die uns verbietet, zu sagen, wie es wirklich um uns steht – all das, was wir Jahrzehnte und Jahrhunderte ignoriert und unter den Teppich gekehrt haben.‘ (S. 107).

Die Menschheit lebt seit Jahrhunderten falsch, sie hat es nur noch nicht bemerkt. Dank Malena Ernman und Greta Thunberg weiß die Menschheit nun, dass sie vor dem Umbruch aller Zeiten steht, endlich Buße tun und umkehren muss. Die gebührende Ahnenreihe der Thunberg-Ernmans reicht wohl von Abraham über Moses, Jesus und Mohamed und, notabene, bis zu Greta.

Bleibt nur noch Gabriela aus dem Unterfränkischen. Wie dürfte es auch, bei einer der größten Opernsängerinnen der Welt, die mit dem absoluten Gehör, und ihrer Tochter, die alle Hauptstädte …. und das auch noch vor- und rückwärts… anders sein?



Die Allseherin, Allerkennerin und Allwissende nennt die Schuldigen

Es fehlt nur noch die Namhaftmachung der Schuldigen, um sie unschädlich zu machen.

‚Es gibt doch nur ein paar hundert Firmen, die für den gesamten CO2-Ausstoß stehen. Und es gibt nur sehr wenige extrem reiche Männer, die Tausende Milliarden dadurch verdient haben, den ganzen Planeten zu zerstören, obwohl ihnen die Risiken bekannt waren. (…) Nicht alle haben es uns eingebrockt, sondern nur ein paar wenige, und um den Planeten zu retten, müssen wir den Kampf gegen sie und ihre Firmen und ihr Geld aufnehmen und sie zur Verantwortung ziehen.‘ (S. 108).

Da haben wir sie, die neuen Juden, die neuen Kapitalisten, die Reaktionäre, die Konterrevolutionäre, die Volksschädlinge, die das Übel dieser Welt und deren Wirtschaftsordnung und Gesellschaftsform sind.

Wie weltfremd und im wahrsten Sinne des Wortes ‚utopisch‘ (nirgendwo) diese Gedanken sind, zeigt die Erfahrung, die Westdeutsche nach der Wiedervereinigung bei Besuchen in der ehemaligen DDR machen mussten. Von Umweltschutz und nachhaltiger Nutzung der Ressourcen war dort, wo der Mensch nicht den Menschen ausbeutete, wo es keine Kapitalisten gab, die die Menschen ausbeuteten und die Umwelt zerstörten, nie die Rede.

Es gab keine Papierverschwendung durch eine Vielzahl und Vielfalt von Printmedien, es gab keine differenzierte und damit kostenaufwendige mediale Versorgung durch kritischen Rundfunk und kritisches Fernsehen, es gab eben nur eine einzige Meinung und dadurch eine gleichgeschaltete Medienlandschaft.

Sollte so in etwa die Thunberg-Ernman’sche Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung der Zukunft aussehen?
Eine Menschheit, ein Planet, eine Ideologie, eine Führung, eine Führerin?


Für die Neue Ordnung kämpfen wir

Wie sieht der Gesellschafts- und Wirtschaftsentwurf nach Thunberg-Ernmann aus?

‚…der Anstieg des CO2-Ausstoßes ist natürlich kein Zufall. Wir haben uns entschlossen, ihn in Kauf zu nehmen, und deshalb wird er fortbestehen, bis wir eine Entscheidung treffen: nämlich wirtschaftliches Wachstum nicht länger zu unserem einzigen übergeordneten Ziel zu machen, sondern eine radikale Verringerung unserer Kohlendioxidemissionen. Das würde bedeuten, so schnell wie möglich alle Ölhähne abzudrehen und uns an die neue Wirklichkeit anzupassen, auf die die weltweite Forschungsgemeinschaft dringlich hinweist. Das soll nicht heißen, dass grünes, nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum nicht wünschenswert, möglich oder willkommen ist.‘ (S. 11).

Wünschenswert und machbar ist sehr viel, die Frage aber bleibt, was mit den stillgelegten Produktionsbetrieben, den zu entlassenden Arbeitskräften, dem Aufbau neuer Produktionszweige geschieht und wie es mit der Alltagstauglichkeit neuer und nachhaltiger Produkte steht.
In Deutschland wurden entsprechende Erfahrungen im Ruhrgebiet gemacht bei der Stilllegung der Schachtanlagen. Es war ein jahrzehntelanger Umstrukturierungsprozess, um politische, ökonomische und soziale Erdrutsche zu vermeiden. Und dies geschah lediglich in einem nationalen Rahmen und unter großen finanziellen und sozialen Anstrengungen.

Nach Thunberg-Ernman soll das nun im globalen Rahmen und innerhalb kürzester Zeit erfolgen, denn, wie der Welt aus den Herzen von Thunberg-Ernman mitgeteilt wurde, ist die deadline des Weltuntergangs für 2038 gesetzt.

Zentral ließe sich das ohnehin nicht bewerkstelligen, es sei denn, man etabliert Bedingungen einer chinesischen Kommandowirtschaft.
Auch wenn es um einen Großen Sprung nach vorne in der Technologie ginge, wären eine Fokussierung auf Dezentralisation, aufs Lokale und Regionale, also auf das Nationale notwendig, was wiederum all den Salvinis, LePens, Johnsons, Trumps, Orbans und Dudas in die Hände spielt.

Somit sind Teile der Thunberg-Ernman’schen Forderungen und Vorstellungen Steilvorlagen für die Neuen Rechten, Neo-Nationalisten und Neo-Chauvinisten, und natürlich für die AfD.



Sie wissen offenbar nicht, was sie tun

Ob die fast weltbeste Opernsängerin mit der Superkraft des Blickes über den Tellerrand und ihre hochfunktionale Prophetentochter sich darüber im Klaren sind, steht zu bezweifeln. Denn ein absolutes Gehör und die Fähigkeit, sich in 2 Tagen eine Oper zu erarbeiten, kombiniert mit der Fähigkeit alle Hauptstädte der Welt vor- und rückwärts aufsagen zu können, heißt noch lange nicht, dass man die polit-ökonomischen, sozio-kulturellen und finanziellen Folgen einer totalen Neuausrichtung der Weltwirtschaft und ihrer Ordnungsprinzipien abschätzen zu können.
Ein Studium der Stalin’schen Neuausrichtung und des chinesischen Großen Sprungs nach maoistischem Vorbild wäre dringend notwendig.
Denn wie schreibt die Mutter der jungen und hochfunktionalen Prophetin einige Sätze später:
‚Eine neue Weltordnung steht vor der Tür.‘ (S. 114).

Das wird wieder Millionen von Menschen das Leben kosten.

Das neue Mantra: das Zwei-Grad-Ziel


Das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens wird verfehlt werden,

‚sofern die Welt nicht bereit ist, im Jahr 2025 fast alle Fabriken stillzulegen und Autos und Flugzeuge an Ort und Stelle stehen und langsam vor sich hin rosten zu lassen, während wir uns von Vorräten aus der Speisekammer ernähren.‘ (S. 118).

Noch vor wenigen Monaten, und ganz bestimmt vor 2 Jahren beim Erscheinen der Thunberg-Apokalypse, hätte man sich das weder vorstellen können, noch wünschen mögen.
Aber mittlerweile gibt es Corona. Aus China.

Der Virus hat den Großen Sprung über alle Kontinente geschafft und das wirtschaftliche Leben eines ganzen Kontinents stillgelegt. Die Fabriken hatten geschlossen und Autos und Flugzeuge wurden an Ort und Stelle stehen gelassen, um langsam vor sich hin zu rosten.
So hat sich der Wunsch der kleinen Prophetin erfüllt. Aber aus ganz anderen Gründen. Die neuen Arbeitslosen und ihre notleidenden Familien, die in die Sozialhilfe Gezwungenen werden die Thunberg-Ernman’sche Wirtschafts- und Weltordnung mit offenen Armen und weiten Herzen begrüßen.

Welche Szenen sich in deren Herzen dann abspielen werden, darüber kann man schon jetzt Bücher schreiben.


Mutter Malena’s Überbelastung

Mittlerweile schreibt Mutter Malena noch keine neuen Bücher, aber immerhin schreibt sie wieder E-mails, bis die Hände taub werden und das Handy sich aufhängt.

‚Lass gut sein, sonst gehst du zugrunde, sagt Svante. Aber ich kann es nicht gut sein lassen, denn wenn ich das tue, dann muss eine andere Person übernehmen, und eine solche Person gibt es nicht. (…) Also schreibe ich, bis meine Hände taub werden und das Handy sich aufhängt, ich verliere das Gefühl im Arm und hasse mich selbst und alle anderen.‘ (S. 133).

Selbsthass ist oft ein Symptom einer Depression, der agitierten Depression, hier verbunden mit der zuvor bereits erwähnten Selbstüberschätzung als ein Symptom der Megalomanie, vulgo Größenwahn.
Fehlt es an Krankheitseinsicht oder Therapiewilligkeit? Offenbar an beiden.


Doctor, doctor, can you help me?

(Cold cold cold cage the elephant)

Es ist das Jahr 2016,
‚und ich sitze bei einer Psychologin, um mich einer neuropsychiatrischen Untersuchung zu unterziehen. (…) Die Psychologin spricht mit mir, aber ich höre kaum, was sie sagt. Oder genauer, ich höre sie, aber ich bin nicht fähig, Antworten zu formulieren. Meine Gedanken bleiben irgendwo stecken. (…) Mein Fluch und meine Gabe. Meine Superkraft, die fast immer von Vorteil war, aber die ich nicht mehr kontrollieren kann, weil all meine Energie mittlerweile dafür draufgeht, alles irgendwie am Lauf zu halten. (…) Die Psychologin kommt zurück. Ich leide wahrscheinlich an ADHS, außerdem zeige ich deutliche Anzeichen einer Depression und eines Erschöpfungssyndroms. (S. 142/3).

‚Ich stehe auf dem Bürgersteig vor dem Einkaufszentrum und bin all meine versteckten Handicaps so wahnsinnig leid; all meine unsichtbaren verdammten Probleme. Wenn man doch nur an einem kleinen Knochenbruch oder so leiden würde oder einer ordentlichen Lungenentzündung oder irgendetwas anderem, weswegen man für ein Wochen in ein nettes Krankenhaus müsste, wo man endlich schlafen könnte. Atmen. Ausruhen.‘ (S. 145).

Es gibt nur eine Malena, eine andere Frau ihrer Qualität gibt es nicht. Sie kann nichts aus der Hand geben, denn nur sie hat die Superkräfte.

Diagnose: Kontrollzwang, Selbstüberschätzung, Megalomanie.

ADHS, Depression und Erschöpfungssyndrom, so lautet die Diagnose der Psychologin in 2016.
Das hätte man Malena bereits in Szene 10 und früher mitteilen können.

Versteckte Handicaps: Sie sind weder versteckt, noch sind es Handicaps. Es sind schwere psychische Leiden, die offen zutage treten.

Wegen eines Knochenbruchs oder einer Lungenentzündung in ein nettes Krankenhaus: auch hier liegt Mutter Malena falsch. Sie müsste wegen ihrer Persönlichkeitsstörungen und ihrer schweren Depression für längere Zeit in eine psychosomatische Klinik und medikamentös und therapeutisch intensiv betreut werden. Es herrscht keinerlei echte Krankheitseinsicht. Entsprechend die Sicht auf die Welt.

‚Venedig, die Malediven und die Seychellen versinken im Meer, die Gletscher schmelzen, die Regenwälder werden abgeholzt, und im ausgedörrten Kalifornien brennt es. Erleben Sie diese wundervollen, aber durch den Klimawandel bedrohten Orte, bevor sie endgültig verschwunden sind!‘ (S 146).

Wer denkt da nicht an Geier Sturzflug’s Song ‚Besuchen Sie Europa, solange es noch steht!‘. Die atomare Apokalypse wird abgelöst durch die Apokalypse des Klimawandels.
Der essentielle Kern beider Warnungen, atomare und klimatische Bedrohung, steht außer Frage.
Hierzu gibt es aber zwei Sichten der Dinge. Zum einen ist es das Katastrophendenken und die Warnung vor den Gefahren, welche die Warnung vermeiden soll. Zum anderen die Erzeugung von Angst, von negativer Angst, die die Kräfte des Wandels und der Veränderungen lähmt.
Angst ist seit jeher ein schlechter Ratgeber.
Verlust des letzten Rests an Ernsthaftigkeit

Endgültig zur Selbstsatire wird das Buch, als Mutter Malena die tragische Episode schildert, die sich einem Kaufhaus abspielt. Es geht wieder um die Essstörung ihrer kleinen Prophetin Greta.

‚Was sie isst, muss rein sein, und sie ist höchst sensibel für Geschmäcker und Gerüche. (…) Wenn wir mal auswärts essen, dann riecht sie sich durch das Salat- Oder Frühstücksbüfett des Restaurants. (!) (…) Eines Tages steht eine Verkäuferin in einem Supermarkt und bietet Waffeln mit Sahne und Marmelade zum Kosten an. Greta geht zu ihr hin und riecht an allen zehn Mini-Waffeln, die auf dem eigens aufgebauten Tisch zum Probieren bereitliegen. ‚Dann musst du sie auch essen‘, sagt die Frau, als meine Tochter damit fertig ist, ihre Nase auch noch fast in die Schlagsahne zu stecken. Bei den Worten der ‚Waffelfrau‘ wird Greta stocksteif. ‚Sie hat Asperger‘, sage ich schnell. ‚Und selektiven Mutismus. Sie spricht nur mit den engsten Familienmitgliedern, und sie hat eine Essstörung, sie kann sie also nicht essen. Aber sie liebt es, an Dingen zu riechen‘, erkläre ich (…) ‚Dann müssen Sie die eben essen‘, sagt die Frau. ‚Dann müssen Sie die eben essen‘, wiederholt die Frau mit einem Mal so bestimmt, dass ich keine andere Möglichkeit sehe, als alle Mini-Waffeln mit der Sahne und Marmelade in mich hineinzustopfen. (…) Wir treten hinaus auf die Fleminggatan, und ich sehe Greta an. Sie wendet den Blick ab. ‚Was denn?‘, fragt sie. ‚Man wird doch noch mal riechen dürfen.‘ (S. 149).

Spätestens hier müssten auch die wohlwollendsten Malena-Fans und Greta-Jünger ins Zweifeln kommen. Zweifel an dem Geisteszustand von Mutter Malena. Greta selbst sei hier ausgenommen, denn sie ist wohl die, die am meisten unter ihren Störungen und denen ihrer Mutter zu leiden hat.

Mutter Malena stilisiert sich hier zum Opfer der bösen ‚Waffelfrau‘, wie sie die Verkäuferin abschätzig tituliert. Man hätte der Tochter durchaus vermitteln können, dass man seine Nase nicht überall hineinstecken darf, so wie es Greta offenbar gewohnt ist als ‚Höchstsensible für Geschmäcker und Gerüche. Außerdem muss bei ihr, Greta, ja alles rein sein. Und wer möchte es Greta zumuten, das zu essen, worin die Nasen anderer Menschen schon steckten?

Höhepunkt der Selbstdekonstruktion der Mutter ist jedoch ihre Reaktion auf die Äußerung der ‚Waffelfrau‘, dass sie, Malena, dann die Waffeln eben selber essen müsse.
Und Mutter Malena tut es. Sie fasst die Äußerung der ‚Waffelfrau‘ als Befehl auf und führt diesen aus.
Es ist doch eines der Leitsymptome von akutem Autismus, das Gesagte wortwörtlich zu nehmen und nicht den Sinn der Äußerung in seinem aktuellen oder angesprochenen Kontext zu verstehen.

Entweder kapiert die superkräftige, über den Tellerrand schauende Mutter Malena nicht, was sie hier sagt, oder ihre Lektoren oder Mitautoren haben hier katastrophal versagt.
Man muss sich bei der Kommentierung äußerste Zurückhaltung auferlegen, um nicht in Wortspiele bezüglich der mentalen Befindlichkeiten der Mitglieder der Familie Thunberg-Ernman und der Waffel zu geraten.

Malena’s Störung 2.0


Die autistische Störung von Mutter Malena tritt auch in der folgenden Szene 59 zutage.

‚Denn es ist so einfach: Entweder schaffen wir das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens und vermeiden, dass wir eine gigantische Kettenreaktion in Gang setzen, die sich nicht mehr wird beherrschen lassen – oder wir schaffen es nicht. Dieses Entweder-oder ist so schwarzweiß wie nur irgend möglich.‘ (S. 151).

Apodiktisches Ausschließlichkeits- und Schwarzweißdenken in biblischem Ausmaß: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. (Markus 3, 20-30).

Dieses Freund-Feind-Denken ist aus den Ideologiegebäuden der Rassen- und Klassentheoretiker berüchtigt berühmt geworden. In der Bibel finden sich ähnliche Gedanken von Jesus als Gottes eingeborenem Sohn, was immer das bedeuten mag. Aber bei Mutter Malena, gesegnet mit ADHS, Panikattacken, Depressionen und Störungen aus dem Autismus-Asperger Kontinuum, scheint es mehr als angebracht zu sein, Zweifel anmelden zu dürfen, ohne gleich sich der möglichen Göttinnen-Lästerung oder der Beleidigung der Prophetin schuldig zu machen.



Das Ende der Welt – das Ende des Patriarchats
und am Ende komt’s doch ganz anders

Die Welt wird weiblich. Tochter Beata bringt die Mutter dazu, ihre Meinung zu Feminismus und Patriarchat darzulegen.

‚Warum sollen die Jungs immer mehr wert sein als die Mädchen? Warum müssen immer alle über die Witze der Jungs lachen, und warum dreht sich alles darum, von den anderen gesehen und gehört zu werden, wenn es am Ende doch immer die Jungs sind, die gesehen werden und denen alle zuhören?‘ will Beata wissen, und sie fragt mich: ‚Mama, warum ist das alles so?‘ ‚Die patriarchalischen Strukturen der Gesellschaft‘, antworte ich.‘‘ (S. 153).

Nicht nur das Weltklima liegt der Mutter der Prophetin Greta am Herzen. Denn wenn sie gerade dabei ist, ihrer Tochter die Welt und deren Regeln zu erklären, um das ‚System‘ zu revolutionieren, werden Frauenemanzipation und Abschaffung des Patriarchats gleich mit erledigt. Beim Kampf um die Rettung der Welt fallen eben auch mal die Windfallprofits und Fringebenefits an und ab.

Aber irgendwann muss alles einmal zusammengefasst und in einer Grundsatzerklärung proklamatorisch und schriftlich niedergelegt werden. Dies geschieht in der Frühlingssonne auf der Insel Ingaro, einem möglichen zukünftigen Wallfahrtsort der Malena-Fans und Greta-Jünger.




Worte der lebendigen Prophetin

Greta formuliert wie folgt und Svante schreibt mit:

‚Der Feminismus steht vor der Tür, stampft zornig mit den Füßen und will hereinkommen. Die Tür ist verschlossen, aber nur wer eintritt, kommt auch weiter. Ein Stück weiter befinden sich die anderen Bewegungen, der Humanismus, die Rassismusgegner, die Tierrechtsbewegung, die Flüchtlingshelfer, diejenigen, die den Kampf gegen psychische Krankheiten oder finanzielle Unterschiede in der Gesellschaft aufgenommen haben, und weitere. Sie stehen alle vor ihrer eigenen Tür und möchten eintreten. Die Klimabewegung hat einen Schlüssel, der in alle Türen passt, aber niemand will von ihr Hilfe annehmen. Jede Bewegung ist entweder zu stolz oder kann die Lösung nicht erkennen, weil sie zu dicht vor ihr liegt. Oder sie will nicht auf ihre Privilegien verzichten, wie die Klimafrage es fordert.‘ ‚Okay‘, sagt Svante. ‚Wiederhol das alles noch einmal Wort für Wort. Ich schreib es auf.‘‘ (S. 160).

Worte der fünfzehnjährigen Prophetin mit Mittelschulabschluss.

Sie, Greta, die Prophetin, ganz persönlich, erklärt die Klimabewegung somit zur übergeordneten Ideologie für alle Teilbewegungen wie Feminismus, Humanismus, Antirassismus, Tierrechtsbewegung, Flüchtlingsbewegte und Kämpfende gegen psychische Krankheiten und finanzielle Ungerechtigkeiten auf dem Planeten.

Und Papa Svante als Augen- und Ohrenzeuge lässt die Prophetin ihre Worte wiederholen als letzten Beweis ihrer Authentizität.

Alle Letztgenannten, so Jungprophetin Greta, haben noch nicht kapiert, dass sie, die Geruchs- und Geschmackshöchtsensible, die alle Hauptstädte der Welt vor- und rückwärts aufzählen kann, den Schlüssel zur Lösung aller Probleme dieser Schöpfung in ihrer geradezu göttlichen Hand hält.
Hier also die Weis- und Wahrheit der Erleuchteten, dort die Unwissenheit der Einfältigen und Eingebildeten.
Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.
Wer nicht unser Freund ist, ist unser Feind.
Wir sind weiß und weise, ihr seid schwarz und dumm.

Soweit zur Szene 64. Die vorangegangene Szene ist übrigens mit ‚Hybris‘ überschrieben. Ein Motiv zur Interpretation des Turmbaus zu Babel.
So schreiben und äußern sich Malena und Tochter Greta mehr über sich selbst, gerade dann, wenn sie versuchen, ihre Mitmenschen einer gnadenlosen Kritik zu unterziehen.



Weltenrettung – Naserümpfen – Asperger
auch in umgekehrter Reihenfolge möglich

Unbeabsichtigt, aber umso ehrlicher, geht Mutter Malena anschließend mit ihrer Familie ins Gericht. Tochter Greta wird zur Weltenretterin ernannt.

‚Ihr werdet diejenigen sein, die die Welt retten‘, sage ich zu meiner Tochter. Sie rümpft die Nase, genauso wie mein Vater es immer getan hatte, ein Mann, der durchs Leben ging wie die stilsicherste Karikatur einer Person mit Asperger, die man sich nur vorstellen kann. Nur dass ihm nie eine Diagnose gestellt wurde. Sie sind sich zum Schießen ähnlich.‘ (S. 168).

Eine psychisch kranke Mutter mit einem Asperger-Vater ihrer Tochter, gibt ihrer Tochter, die wie ihre Mutter und ihr Großvater ebenfalls an Asperger leidet, eine fragwürdige Botschaft mit auf den jugendlichen Lebensweg. Entweder Greta, die Höchstsensible, bricht unter dieser Last zusammen, oder sie entwickelt wie ihre Mutter eine Megalomanie. Auf die eine oder andere Weise kann die Heranwachsende psychisch und emotional daran scheitern mit unter Umständen fatalen Folgen. Die Prognose ist zum Schicksal des Mädchens ist offen, man mag es sich nicht ausmalen, an das Schlimmste nicht einmal denken. Wer möchte dafür die Verantwortung übernehmen? Die Eltern selbst? Oder vielleicht die Entourage der Familie der Prophetin?

Vom Sich-selbst-aufopfern zum Sich-selbst-zum-Opfer-hingeben

Aber was zählt schon das Schicksal einer Jugendlichen, wenn es sich um die Rettung des Planeten handelt.

‚Unser Planet leidet an einer ernstzunehmenden Krankheit, und wir müssen dringend umfassende ärztliche Maßnahmen einleiten. Wir brauchen eine Notfallbehandlung.‘ (S. 173).

Es geht mal wieder um alles oder nichts, Rettung in letzter Sekunde, Alarmeinsatz für Mutter Malena und Tochter Greta.

Es klingt wie eine Binsenweisheit. Der Eingriff in ein Element eines Systems bringt Veränderungen in allen anderen Bereichen mit sich. Es ist meist nur eine Frage der Zeit.
Und was Klima und Weltordnung betrifft, hier gilt im Moment hauptsächlich systemisches Denken: alles hängt mit allem zusammen.
In der Ökonomie ist das sogenannte ‚magische Viereck‘ als Basiselement bereits in der zehnten oder elften Jahrgangsstufe Gegenstand der Betrachtung und der Diskussion.
Greta hat die Schule leider bereits nach der neunten Jahrgangsstufe verlassen. Schade eigentlich. Vielleicht hätte es ihrem Schwarzweißweltbild gut getan, wenn noch ein paar Grautöne hinzugefügt worden wären.

Man stelle sich vor, man hängt ein zwanzigteiliges Mobile an die Decke eines Zimmers und beobachtet die Bewegungen der Elemente, erzeugt durch den normalen Luftzug bei offenen Fenstern. Das System gerät in Bewegung.
Geht man nun einen Schritt weiter und reißt mit Gewalt ein einziges Element aus dem System heraus: Das System ‚Mobile‘ würde durch die Zufuhr eines Overloads an dysfunktionaler Energie zusammenbrechen und zerstört. Und genau dies geschieht, wenn man ein Element, hier CO2, zum Alleinschuldigen allen Übels der Welt erklärt und es mit Gewalt eliminieren möchte. Der negative Overload würde das gesamte ökonomische und ökologische System zusammenbrechen lassen. Die Ölhähne abdrehen könnte bedeuten, dass die Menschen in den Wald laufen, ihn abholzen, um heizen und kochen zu können.
Öfen und Herde würden wieder mit Kohle befeuert, weil ausreichend Alternativenergie nicht aufzutreiben wäre. Das Ökosystem wäre auf Jahrzehnte gestört, denn Gas und Heizöl wären ja verboten. Solarenergie steht kurzfristig in dem gewohnten Umfang nicht zur Verfügung. Vom Umbruch im öffentlichen Personennahverkehr ganz zu schweigen, denn die Autos bleiben ja an Ort und Stelle stehen, um vor sich hin zu rosten. Die Menschen in den Tigerstaaten und der dritten Welt würden den Fortschritt mit offenen Armen und weiten Herzen begrüßen und Malena und Greta als die neuen Heilsbringer aus dem Westen feiern.


Die fatale Wirkung der Familiengeschichte

Wie aber, um Himmels Willen, kommt man zu einer solchen Betrachtungsweise?
Mutter Malena selbst gibt die Antwort in ihrer naiven, beinahe dümmlichen Geschwätzigkeit, die sie in diesem Buch (?) an den Tag legt.
Greta gehört, glaubt man den Darlegungen ihrer Mutter, bereits in der dritten Generation einer an Autismus leidenden oder betroffenen Familie an. Eine bis dato genetisch bedingte dysfunktionale Tradition. Greta mag, so ihre Mutter, hoch- oder höchstsensibel und hochbegabt sein. Das heißt aber, dass ihr Geist ständig in Alarmbereitschaft ist und auf Dauer dem Druck ihrer Wahrnehmungen nicht mehr standhalten kann. Es tritt der Overload ein, ihr Gehirn bricht im Meltdown zusammen wie ein vom Sturm überfordertes Mobile. Oder sie findet eine Strategie, wie sie mit dieser Dauerbelastung umgehen kann: CO2 dient hier als Ventil, Druck abzulassen. Es ist die Externalisierung, die Projektion ihrer von außen induzierten inneren Dekonstruktion und Destruktion.

Wer leidet am meisten? Greta?
Das ge- und zerstörte, störende und zerstörende Familiensystem Thunberg-Ernman? Die Menschh
eit?
Der Planet? Und wer braucht die Notfallbehandlung am dringendsten?

Es stellt sich die Frage nach der Triage im Katastrophenfall.
Eine indizierte Priorisierung könnte lauten: Thunberg-Ernman. Menschheit. Planet.



Chaos am Anfang – Chaos am Ende

Ist alle Hoffnung vergebens? Solange es noch Frauen gibt wie Mutter Malena, wird die Welt nicht untergehen. Sie wird es sein, die alles unter Kontrolle haben wird.

‚Ich liebe Chaos. Ich liebe das Unmögliche; alles, was für andere undenkbar scheint. (…) Zur Höchstform laufe ich auf, wenn (…) ich kurzfristig für jemanden einspringe und drei Stunden später eine Rolle singe, in der ich seit acht Jahren nicht auf der Bühne stand (…) Wenn jemand krank wird und ich sofort zum nächsten Flieger eile, um vor zweitausend Menschen in London zu singen, die Noten erst nach der Landung bekomme und sie im Taxi auf dem Weg in die ausverkaufte Barbican Hall studiere. Ich liebe Chaos. Denn dann bin ich am besten. Ich habe ADHS schon immer. Trotzdem bekam ich die Diagnose erst mit fünfundvierzig. (…) Ich bin ein Paradebeispiel für die Superkraft, von der alle sprechen. Abe auch wenn sie immer wieder betont wird, tritt sie nur bei den wenigsten zum Vorschein, denn nicht alle haben das Glück auf ihrer Seite.‘ (S. 185/6).

Als eine der ganz, ganz wenigen hat sie die Superkraft und sticht damit gegen alle anderen ADHSler und -innen hervor. Ob es zum Stromausfall bei einer Liveübertragung kommt, oder ein unvorhergesehener Auftritt in London, Mama Malena meistert alles.

Grandiosität in der 3. Generation.
Nobel-Preis in der ersten, Opernheroine in der zweiten und eine Tochter mit planetarischem Sendungsbewusstsein in der dritten Generation.

Eben das Geschlecht der Thunberg-Ernmans.

Glücklich, wer in dieses Geschlecht (nicht) hinein geboren wird.