Einleitung
Mitgefühl, ein grundlegendes Element menschlicher Interaktion, spielt eine zentrale Rolle in der Arzt-Patienten-Beziehung und der Therapeuten-Klienten-Beziehung. In der Medizin im Allgemeinen und der Psychotherapie im Speziellen ist Mitgefühl nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil effektiver Behandlung und Heilung.
Mitgefühl als gegenseitige Erwartungshaltung
In den meisten westlichen Ländern schreiben die Berufsstandards vor, dass Ärzte, Therapeuten und alle in Heilberufen Tätigen sich mitfühlend verhalten sollen.
Auch Patienten und Klienten erwarten eine solche Behandlung und Haltung, weil sie die Grundlagen für eine höheren Patienten- und Klientenzufriedenheit dienen und zu einem besseren physischen und psychischen Zustand der zu Behandelnden dienen.
Unterschiede zwischen Mitgefühl und Empathie
Der Begriff ‚Mitgefühl‘, im Englischen ‚compassion‘, leitet sich von den lateinischen Wurzeln ‚com‘, was ‚zusammen mit‘ bedeutet, und ‚pati‘, was ‚ertragen oder leiden‘ bedeutet, ab.
‚Mitgefühl‘ ist zu unterscheiden vom Begriff der ‚Empathie‘, der sich im Allgemeinen auf kognitive oder emotionale Prozesse bezieht, bei denen die Perspektive des anderen, in diesem Fall des Patienten oder Klienten, eingenommen wird.
Mitgefühl impliziert und erfordert Einfühlungsvermögen und beinhaltet den Wunsch, anderen zu helfen oder ihr Leiden lindern zu wollen.
Es stellt ein adaptives und komplexes System dar, das sich beim Menschen entwickelt hat, um Anerkennung und Hilfe zu motivieren, wenn andere leiden.
Mitgefühl in der Arzt-Patienten und Therapeuten-Klienten-Beziehung
Ein mitfühlender Arzt/Therapeut zeigt Verständnis für die emotionale Belastung, die mit der Krankheit, dem Leiden und deren Behandlung einhergeht. Diese, auch empathische, Verbindung schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit, die die Behandlungsergebnisse verbessern kann.
Mitgefühl fördert auch die die Compliance, also die Bereitschaft des Patienten / Klienten aktiv am Heilungs- und Genesungsprozess mitzuwirken. Ängste und Sorgen von Patienten können gelindert werden, was zu einem verbesserten psychischen Befinden und einer positiveren Einstellung gegenüber der Genesung führen kann. Es können gemeinsam angepasste Behandlungspläne und -ziele entwickelt werden.
Indem der Arzt/ Therapeut dem Patienten / Klienten zeigt, dass er nicht allein ist und seine Gefühle und Erfahrungen ernst genommen werden, kann er dazu beitragen, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen des Patienten / Klienten zu stärken.
Mitgefühl als Belastung für Arzt und Therapeut
Mitgefühl wird sowohl von Patienten und Klienten als auch von den Berufsständen selbst gefordert und erwartet. Der Druck und die emotionalen Belastungen der medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Berufe können zu Mitgefühlsmüdigkeit führen.
Obwohl Mitgefühl in der medizinischen und therapeutischen Praxis von zentraler Bedeutung ist, liegt der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema eher auf der ‚Mitgefühlsmüdigkeit‘. Dies geschieht im Wesentlichen im Rahmen der Forschung zum Problem des Burnouts.
Selbstmitgefühl seitens der Ärzte, Therapeuten und Pfleger ermöglicht es ihnen, mit den Herausforderungen ihres Berufs umzugehen, indem sie in Selbstfürsorge ihre eigenen Grenzen respektieren.
Bedingende Faktoren der Mitgefühlsfähigkeit
Wenn Angehörige der Heilberufe auf Dauer widersprüchlichen und schwierigsten Arbeitsanforderungen ausgesetzt sind, kann dies zu einer Erschöpfung ihrer psychologischen Ressourcen und folglich zu emotionaler und kognitiver Ermüdung führen, die zu schlechteren Arbeitsergebnissen beitragen kann, einschließlich der Fähigkeit, Mitgefühl zu zeigen.
Der Raten des beruflichen Burnouts in Medizin und Psychotherapie nehmen stetig zu, was im Bereich der Medizin an den Organisationen und dem Gesundheitssystem selbst liegt. Im Bereich der Psychotherapie liegt es aber auch an einer übermäßigen Belastung durch steigende Fallzahlen für Therapeuten und längeren Wartezeiten für Klienten.
Eine Studie im Journal of Internal Medicine
Ein zentrales Problem ist die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der in den Heilberufen Tätige an sich selbst einerseits und den Erwartungen der Patienten und Klienten an Ärzte und Therapeuten andererseits. Sie beeinträchtigen die Fähigkeit zur mitfühlenden Pflege und Behandlung, als auch die Patienten- und Klientenzufriedenheit.
Je höher der Wunsch nach mitfühlender Pflege und Behandlung und geringer dies im Rahmen des Gesundheitssystems und des Praxisalltags zum Ausdruck bringen zu können, desto höher das Risiko des ärztlich-therapeutischen Burnouts und der steigenden Unzufriedenheit von Patient und Klient.
Eine Studie im Journal of Internal Medicine
Ein zentrales Problem ist die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der in den Heilberufen Tätige an sich selbst einerseits und den Erwartungen der Patienten und Klienten an Ärzte und Therapeuten andererseits. Sie beeinträchtigen die Fähigkeit zur mitfühlenden Pflege und Behandlung, als auch die Patienten- und Klientenzufriedenheit.
Je höher der Wunsch nach mitfühlender Pflege und Behandlung und geringer dies im Rahmen des Gesundheitssystems und des Praxisalltags zum Ausdruck bringen zu können, desto höher das Risiko des ärztlich-therapeutischen Burnouts und der steigenden Unzufriedenheit von Patient und Klient.
Fazit
Die Verbesserung des Mitgefühls als Element der medizinischen und therapeutischen Behandlung und der psychologisch-mitfühlenden Begleitung von Patienten und Klienten hängt nicht einfach davon ab, dass einzelne Fachkräfte innerhalb des medizinisch-psychotherpeutischen Komplexes zu mehr Mitgefühl motiviert und die notwendigen Fähigkeiten gefördert werden, sondern von der Schaffung von Bedingungen, unter denen das Mitgefühl von Ärzten und Therapeuten und die Zufriedenheit von Patienten / Klienten gedeihen können.
Kurz gesagt: Entlastung für Ärzte und Therapeuten, sowie Verkürzung der Wartezeiten für Patienten und Klienten.
Quelle: Understanding and Promoting Compassion in Medicine – Medscape – March 20, 2024