Depression und das Immunsystem


Die Rolle von Entzündungen

Experten haben festgestellt, dass Depressionen sehr oft einhergehen mit Veränderungen von Aktivitäten des Immunsystems. Viele Betroffene haben erhöhte Entzündungswerte, die mit Depressionen in Verbindung gebracht werden. Bekannt ist das Zusammenspiel von Stress, Entzündung und Stoffwechselstörungen insbesondere bei schweren Depressionen.

Etwa 7 % der Bevölkerung in Europa leidet an Depression. Die Tendenz ist steigend, verursacht u.a. durch die Corona-Pandemie und krisenhafte Ereignisse im Rahmen der Globalisierung. Angst und Unsicherheit erzeugen Gefühle des Kontrollverlustes über das eigene Leben und das der Familie.

Jede Depression ist anders

Die Vielzahl der einzelnen Symptome einer Depression und ihrer möglichen Kombinationen macht dieses komplexe Leiden äußerst schwer im Detail zu diagnostizieren, um einen adäquaten und wirksamen Therapieplan zu entwerfen. So wird von 227 Symptomkombinationen berichtet, wobei ein Drittel der Erkrankten nicht auf Standardbehandlungen ansprechen.

Hinweise auf Entzündungen durch Immunbiomarker

Im Rahmen der Forschungen auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen richtete sich das Interesse der Forschenden auch auf die Rolle von Entzündungen insbesondere auch bei Depressionen. Störungen bei den Funktionen des Immunsystems werden in Zusammenhang gebracht mit der Depression, die daher wegen der ‚immunmetabolische Dysfunktion bzw. Dysregulation‘ als ‚immunmetabolische Depression‘ bezeichnet wird.


Bei Patienten mit Depression zeigten über 20% einen erhöhten Spiegel des Biomarkers CRP (C-reaktives Protein), der einer der Indikatoren für Entzündungen darstellt. Weitere Faktoren waren höheres Alter, weibliches Geschlecht und ein hoher Body-Mass-Index (BMI) der Patienten mit Depression, die einen erhöhten CRP-Spiegel aufwiesen. Auch wenn die letztgenannten Faktoren herausgerechnet wurden, lagen die höheren Werte der drei Biomarker signifikant über denen von gesunden Personen. Als die drei Biomarker werden das C-reaktive Protein (CRP), sowie Interleukin-6 (IL-6) und der Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) genannt.

Gegenseitigen Zuschreibungen

Mehrere Berichte zeigen die die engen Zusammenhänge zwischen Depression und immunmetabolischer Dysfunktion und Dysregulation.
Einerseits hängen Störungen und Fehlfunktionen des Immunsystems mit depressiven Symptomen, kognitiven Störungen sowie einer möglicherweise behandlungsresistenten Erkrankung zusammen.
Andererseits zeigen Patienten mit schwerer Depression eine stärkere immunmetabolische Dysfunktion und einer entzündlichen Dysregulation mit kognitiven Beeinträchtigungen.
Feststellbar ist eine Wechselwirkung, ohne dass eine klare Ursache-Wirkung Aussage getroffen werden kann.

Mitverantwortlich: der Lebensstil
Entzündungen, so eine spanische Forscherin, können insbesondere bei Menschen mit einem ungesunden Lebensstil auch Depressionen verursachen, sowie Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier, so meint die Forscherin, könnten Änderungen des Lebensstils (gesunde Ernährung, viel Bewegung) und die Gabe von entzündungshemmenden Mitteln geeignete Interventionen darstellen.
Überhaupt seien Bewegungstherapien geeignet, den immunmetabolischen Stress und damit Dysfunktionen und Dysregulationen zu vermindern.
Eine niederländische Forscherin bestätigt die Tatsache, dass eine individualisierte Lauf-Therapie bei Patienten mit Depression und Angststörung ebenso effektiv sein kann wie die Gabe von Antidepressiva.
Es zeichnet sich nach wie vor das Bild einer Wechselwirkung und einer Spirale ab. Es liegt nicht zuletzt am Patienten selbst, wo er die Teufelsspirale durch z.B. eine Änderung seines Lebensstils beenden möchte und in eine Hoffnungsspirale der Besserung umkehren möchte.
Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung unterstützen auf jeden Fall eine vom Facharzt verordnete Therapie, sei es eine medikamentöse oder eine Psychotherapie.

Adaptiert von:
(Quelle: www.univadis.de/viewarticle/epa-2023-immunmetabolische-depression-ein-weniger-2023a10007xs)