In Lokalteil einer überregionalen Tageszeitung ist ein Artikel mit folgender Überschrift erschienen: ‚Ein Mann, zwei Jobs und große Pläne.‘ Ein Siebenundzwanzigjähriger beginnt frühmorgens seinen ‚Erstjob‘ nach einer Anreise von ca. 35 Kilometern. Am Nachmittag, nach erneuten 35 Kilometern, tritt er seinen ‚Zweitjob‘ an. Erst um 22 Uhr beendet er seinen Arbeitstag.

Im ‚Erstjob‘ ist er als Maschinenführer in einem metallverarbeitenden Unternehmen tätig, im ‚Zweitjob‘ führt er einen kleinen Laden, in dem er Getränke, Zigaretten und Snacks verkauft. Zuvor hatten sein Vater und sein Bruder die Räumlichkeit entsprechend umgebaut. Sie unterstützen ihn auch ‚hinter der Theke‘, nicht, nur wenn er in seinem ‚Erstjob‘ tätig ist.

Bild von Andrew Martin auf Pixabay
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‚Von nichts kommt nichts,‘ wird der junge Mann in seiner Grundüberzeugung zitiert. Und Müßiggang sei ohnehin nicht sein Ding, und Kraft schöpfe er aus der Unterstützung der Familie.

Ich will es zu etwas bringen‘, ist ein weiterer Grundsatz seines Denkens. Er scheue sich nicht vor langen Arbeitstagen, den ‚ausgeruht habe ich mich in meiner Jugend genug‘, so seine weitere Äußerung. Erstjob ab dem frühen Morgen, Zweitjob bis zum späten Abend, An- und Abfahrt und das 24/7 – wo bleibt die Work-Life-Balance?

Fazit: Zu leistungsorientierten und ehrgeizigen Überzeugungen wie ‚von nichts kommt nichts‘ und ‚ich will es zu etwas bringen‘ passt das Konstrukt der Work-Life-Balance eben nicht. Und was für das Individuum gilt, könnte auch für unsere Gesellschaft in ihrem gegenwärtigen Zustand gelten. Zwei Faktoren sind ebenfalls nicht nur interessant, sondern auch entscheidend: Der junge Mann hat Integrationshintergrund und die Unterstützung seiner Familie.

Bild von Anrita auf Pixabay
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Ein ehrgeiziges und erfolgsorientiertes Mitglied unserer Gesellschaft, das sich dem Mainstream widersetzt und seinen eigenen Weg geht, mithilfe seiner Familie. Eigentlich ein Vorbild für unser Menschenbild: Der Mensch als Individuum und soziales Wesen.

Originalartikel: Jens Etzelsberger: Ein Mann, zwei Jobs und große Pläne. Main-Spitze Rüsselsheim vom 21. Mai 2024. S 11.