Das Römische Imperium wird als eine mächtige aber auch kontroverse Kolonialmacht beschrieben, die durch eine Kombination aus sozialer Kontrolle und wirtschaftlicher Ausbeutung ihre innere Macht und Stabilität aufrechterhielt.

Foto: Nina Aldin Thune - Vittorio Emmanuel II Monument
Foto: Nina Aldin Thune – Vittorio Emmanuel II Monument

Die drei Säulen, auf denen das System im Inneren gebaut war, waren

Brot und Spiele, das die Verteilung von Nahrungsmittel sowie die Organisation spektakulärer Unterhaltungsveranstaltungen wie Gladiatorenkämpfe umfasste. Diese Maßnahmen dienten der Ablenkung der Bevölkerung von politischen und sozialen Problemen und halfen, potenzielle Unruhen zu vermeiden, während die herrschende Elite sich als großzügiger Versorger präsentieren konnte.

Und heute?

Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften, mehrere künstlich geschaffene Ligen wie die Conference-League etc., Großveranstaltungen mit Stars nationaler und internationaler Bedeutung, Privat-Trash-TV und einer Überfülle von Streamingdiensten.

Eine zweite Säule war die

Sklavenarbeit, auf der die römische Wirtschaft basierte. Die Sklaven gelangten durch Eroberungen und Sklavenhandel ins Imperium. Sie arbeiteten in verschiedenen Bereichen, oft unter unmenschlichen Bedingungen, besonders in Bergwerken und auf großen Landgütern. Diese billige Arbeitskraft ermöglichte eine hohe wirtschaftliche Produktion und Produktivität, ohne die römischen Bürger stark zu belasten, und trug zur Finanzierung der städtischen Infrastrukturen und von ‚Brot und Spiele‘ bei.

Und heute?

Billigarbeitskräfte vom Balkan, illegale Zuwanderer aus dem Nahen Osten und die damit weitverbreitete Schwarzarbeit wäre durchaus mit der Sklavenarbeit vergleichbar.

Bleibt letztlich die dritte Säule, die

Ausbeutung der Kolonien, wo Rom seine Kolonien kontrollierte und systematisch plünderte. Diese mussten Tribute in Form von Getreide, Edelmetallen und anderen Gütern leisten, was nicht nur wirtschaftlich bedeutend war, sondern auch die Unterwerfung der eroberten Gebiete symbolisierte. Natürliche Ressourcen wurden intensiv ausgebeutet, und die einheimische Bevölkerung litt unter Zwangsarbeit und Ressourcenverlust. Römische Statthalter sorgten mit harter Hand für die effiziente Ausbeutung von Ressourcen und die pünktliche Zahlung der Tribute.

Und heute?

Billige Textilien in Europa, niedrigste Löhne in Bangladesch, Umweltverschmutzung in Teilen Asiens, Müllhalden in Indien auch als Lebens- und Arbeitsraum für die Ärmsten der Armen und Kontrolle der Politik durch große Global Players, die die Profite dorthin transferieren und investieren, wo die Löhne noch geringer und die Umweltstandards noch geringer sind.

Die duale Strategie aus politisch-militärischer Kontrolle und wirtschaftlicher Ausbeutung nutzte auch der kapitalistisch geprägte Westen, um seinen Lebensstandard stetig zu erhöhen. Es ist das Erbe aus Unterdrückung und Ausbeutung, Macht und Herrschaft des Kolonialismus, das offensichtlich gegenwärtig zu zerbrechen droht.

Panem et Circenses und der Untergang des Imperiums

Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme 1872
Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme 1872

Brot und SpieleToxische Wohltaten

Die Finanzierung der kostenlosen Nahrungsmittelverteilungen und aufwendigen Unterhaltungsveranstaltungen verschlang immense Ressourcen, die durch Steuern und Tribute aus den eroberten Provinzen gedeckt wurden. Doch nach dem Ende der Expansion des Imperiums versiegten diese Einnahmequellen. Es kam zur Staatsverschuldung und Inflation.

Da die städtische Bevölkerung von staatlicher Unterstützung abhängig wurde und ihr Gefühl für Eigenverantwortung verlor, entstand eine Kultur der Passivität und des Anspruchsdenkens. Die Eliten nutzten die Verteilung von Brot und Spielen zur Manipulation der Massen und zur Korruption, um sich Unterstützung zu sichern.

Die Provinzen waren hoch belastet und die Unzufriedenheit und der Widerstand der Bevölkerung wuchsen. Die Verteidigung der Grenzen verschlang weitere Ressourcen, die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich und schwächte Schlagkraft und Moral der Armee.

Die städtische Bevölkerung war nur noch auf Unterhaltung fokussiert, womit traditionelle Tugenden wie Disziplin, Selbstverantwortung und Gemeinsinn erodierten. Einzel- und Partikularinteressen spalteten die Gesellschaft und führten zu internen Konflikten, Instabilität und Verfall des Imperiums.

Und heute?

Das tut der Bund für soziale Sicherung. Foto: Bundesregierung
Das tut der Bund für soziale Sicherung. Foto: Bundesregierung

Ein überladener Sozialstaat, der jedem einzelnen Bürger in allen möglichen Lebenslagen helfen und bevormunden, ihm die Eigenverantwortung und Pflicht zur Selbstvorsorge nehmen will, verführt zur Entfremdung von politischen Prozessen und zum Verzicht auf Partizipation. Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen schwindet. Die sinkende Wahlbeteiligung ist der Indikator. Es entsteht die vielbeschworene Politikverdrossenheit.

Die Folge: Die Flucht ins Private. Es entstehen neue Themen im öffentlichen Diskurs, wie z.B. die berühmt-berüchtigte ‚Work-Life-Balance‘. Im ‚Brot-und-Spiele-Konzept‘ ist es sicherlich sehr attraktiv.

Im Kontext der Selbstverantwortung und Pflicht zur Selbstvorsorge jedoch ein äußerst fragiles und fragwürdiges Konstrukt.

Ein übermäßiger Fokus auf Freizeit und staatliche Unterstützung kann wird dazu führen, dass Menschen weniger Wert auf Leistung statt auf harte Arbeit legen. Sozialleistungen (Brot) werden geliefert, Unterhaltung (Spiele) werden serviert.

Bild von Anrita auf Pixabay
Bild von Anrita auf Pixabay

Die daraus resultierende soziale und wirtschaftliche Unsicherheit und andere Faktoren kann dazu führen, dass rechte autoritäre Bewegungen an Popularität gewinnen. Sie versprechen einfache Lösungen und Rückkehr zu traditionellen Werten, und sie nutzen die Politikverdrossenheit und Unzufriedenheit der Bevölkerung aus. Remigration und Re-Nationalisierung sind die Begriffe, die verführerisch gut klingen, ihre toxische Wirkung aber in sich tragen.