Zeitenwende I: Folgen für die zukünftigen Erwachsenen und die Idee der Work-Life-Balance

Erwachsenenwelt und die Work-Life-Balance

In der modernen, postindustriellen kapitalistischen Gesellschaft erleben wir einen scheinbar paradoxen Trend: Während die wirtschaftlichen Bedingungen in vielen Teilen der Welt ein historisch hohes Maß an Wohlstand und Sicherheit bieten, scheint die Fähigkeit vieler Menschen, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen, zu sinken.

Ein zentrales Phänomen, das diese Entwicklung befördert, ist die Überbehütung von Kindern in einem Umfeld des Überflusses, was weitreichende Konsequenzen für das Erwachsenenleben hat. Diese Erziehungsmuster schaffen oft Erwachsene, die Schwierigkeiten haben, ihre Komfortzone zu verlassen, in ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Konsum geraten und zunehmend lebensuntüchtig werden.

Die postindustrielle kapitalistische Überflussgesellschaft

In den letzten Jahrzehnten hat sich die westliche Welt von einer industriell geprägten zu einer postindustriellen Gesellschaft gewandelt, in der Dienstleistungen, Technologie und Konsum den Alltag dominieren. Wohlstand ist weit verbreitet, und die Existenzsicherung, die früher durch harte körperliche Arbeit und Verzicht geprägt war, wurde in vielen Ländern zur Ausnahme. Das Wirtschaftssystem ist durch eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen charakterisiert, die den Zugang zu Konsumgütern erleichtern und den In einer solchen Umgebung ist das Bedürfnis vieler Eltern, ihren Kindern das Leben möglichst angenehm zu gestalten, stark ausgeprägt. Lebensstandard erheblich erhöht haben.

Überbehütung
Überbehütung

In den letzten Jahrzehnten hat sich die westliche Welt von einer industriell geprägten zu einer postindustriellen Gesellschaft gewandelt, in der Dienstleistungen, Technologie und Konsum den Alltag dominieren. Wohlstand ist weit verbreitet, und die Existenzsicherung, die früher durch harte körperliche Arbeit und Verzicht geprägt war, wurde in vielen Ländern zur Ausnahme. Das Wirtschaftssystem ist durch eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen charakterisiert, die den Zugang zu Konsumgütern erleichtern und den Lebensstandard erheblich erhöht haben.

In einer solchen Umgebung ist das Bedürfnis vieler Eltern, ihren Kindern das Leben möglichst angenehm zu gestalten, stark ausgeprägt.

Die Notwendigkeit, Kinder auf ein hartes, entbehrungsreiches Leben vorzubereiten, wie es frühere Generationen erfahren haben, scheint nicht mehr gegeben. Im Gegenteil, die Möglichkeit, Kinder vor Schwierigkeiten zu bewahren, lässt Eltern oft übervorsichtig handeln, was zur sogenannten „Überbehütung“ führt.

Überbehütung und die Komfortzone

Überbehütung bedeutet, dass Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie vor den meisten Schwierigkeiten und Gefahren des Lebens abgeschirmt werden. Eltern, die ihren Kindern ständigen Schutz bieten, wollen sie vor Enttäuschungen, Rückschlägen und Risiken bewahren. Dies geschieht häufig aus dem Wunsch heraus, das Beste für die Kinder zu wollen, aber es hat unbeabsichtigte Konsequenzen.

Kinder, die in einer überbehüteten Umgebung aufwachsen, haben oft wenig Gelegenheit, Unabhängigkeit zu entwickeln, Probleme selbstständig zu lösen oder mit Frustrationen und Niederlagen umzugehen. Sie gewöhnen sich daran, dass andere (meistens die Eltern) ihre Probleme für sie lösen. Diese Schutzmechanismen führen dazu, dass viele dieser Kinder als Erwachsene Schwierigkeiten haben, aus ihrer Komfortzone herauszutreten.

Das Fehlen von Widrigkeiten in der Kindheit bereitet sie nicht ausreichend auf das Erwachsenenleben vor, das unvermeidlich Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich bringt. Wenn sie als Erwachsene auf Probleme stoßen, neigen sie dazu, sich in die Komfortzone zurückzuziehen, anstatt proaktiv Lösungen zu suchen oder Risiken einzugehen. Sie sind weniger bereit, Veränderungen zu akzeptieren oder sich außerhalb des Gewohnten zu bewegen, was ihre persönliche und berufliche Entwicklung einschränken kann.

Die Auswirkung auf die Work-Life-Balance

Ein weiteres Phänomen, das sich in dieser Entwicklung zeigt, ist die zunehmende Unfähigkeit, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu finden. In der modernen kapitalistischen Gesellschaft wird ein hoher Wert auf Produktivität und Erfolg gelegt. Gleichzeitig fördert der Konsumkapitalismus eine Kultur, in der materielle Güter und Freizeitaktivitäten als Hauptquellen des Glücks und der Selbstverwirklichung angesehen werden.

Viele Erwachsene, die aus überbehüteten Umgebungen kommen, suchen in ihrem Erwachsenenleben nach Komfort und Sicherheit, anstatt sich auf die Herausforderungen der Arbeit oder des Lebens zu fokussieren. Die ständige Flucht in den Konsum und das Streben nach sofortiger Befriedigung führen zu einem Ungleichgewicht: Die Arbeit wird als notwendiges Übel gesehen, um den Konsum zu finanzieren, anstatt als sinnstiftender Teil des Lebens. Auf der anderen Seite wird die Freizeit, die oft aus passivem Konsum besteht – von materiellen Gütern bis zu digitalen Inhalten –, übermäßig betont.

Diese Dynamik führt dazu, dass immer mehr Menschen Schwierigkeiten haben, eine sinnvolle Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Die Arbeit wird zunehmend als Belastung empfunden, und das Leben außerhalb der Arbeit wird von Konsum und Komfort geprägt. Diese Fixierung auf die „Life“-Seite der Work-Life-Balance bedeutet, dass die Menschen oft ihre eigenen Potenziale nicht voll ausschöpfen und weniger bereit sind, in ihre berufliche oder persönliche Weiterentwicklung zu investieren.

Die wachsende Lebensuntüchtigkeit

Die übermäßige Konzentration auf Komfort und Konsum, gepaart mit mangelnder Bereitschaft, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen, führt zu einer schleichenden Lebensuntüchtigkeit. Immer mehr Menschen sind nicht in der Lage, mit Stress, Misserfolgen oder Unsicherheiten umzugehen. Sie sind weniger resilient und reagieren auf Schwierigkeiten oft mit Rückzug oder Vermeidung, anstatt aktiv nach Lösungen zu suchen.

Diese Entwicklung zeigt sich in der zunehmenden psychischen Belastung vieler Menschen. Burnout, Depressionen und Angststörungen sind in der modernen Gesellschaft auf dem Vormarsch. Viele Menschen fühlen sich überfordert, obwohl sie objektiv betrachtet in einer wohlhabenden und sicheren Umgebung leben. Dies zeigt, dass die psychologische Widerstandsfähigkeit, die durch den Umgang mit Schwierigkeiten in der Kindheit gestärkt wird, in überbehüteten Umgebungen oft nicht ausreichend entwickelt wird.

Wege aus der Komfortzone und hin zu mehr Resilienz

Um diesen negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, bedarf es eines kulturellen Wandels in der Erziehung und im gesellschaftlichen Umgang mit Herausforderungen. Kinder müssen von klein auf lernen, dass Fehler, Risiken und Unsicherheiten Teil des Lebens sind und dass sie in der Lage sind, mit diesen umzugehen. Eltern sollten darauf achten, ihren Kindern mehr Raum für eigenständige Erfahrungen und Problemlösungen zu geben, anstatt sie vor allen Widrigkeiten zu schützen.

Auch in der Erwachsenenwelt ist es wichtig, die Komfortzone bewusst zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Dies kann durch die Förderung von Resilienz und mentaler Stärke geschehen, indem Menschen ermutigt werden, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen und nicht ausschließlich nach Komfort und Konsum zu streben.

Schlussfolgerung

Die Überbehütung von Kindern in der postindustriellen kapitalistischen Überflussgesellschaft führt oft dazu, dass Erwachsene Schwierigkeiten haben, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Der zunehmende Fokus auf Konsum und Bequemlichkeit trägt zur Lebensuntüchtigkeit und zu psychischen Problemen bei. Es ist von entscheidender Bedeutung, Kinder von Anfang an dazu zu ermutigen, eigenständig zu handeln und Herausforderungen anzunehmen, um so die Fähigkeit zu entwickeln, im Erwachsenenleben erfolgreich und resilient zu sein. Ein kultureller Wandel hin zu mehr Selbstverantwortung und weniger Überbehütung könnte helfen, die wachsenden Probleme der modernen Gesellschaft zu mildern.