Ist Continuous Glucose Monitoring (CGM) das neue (CBT/KVT)?

Wie es funktioniert: CGM (Continuous Glucose Monitoring) ist eine wichtige Technologie in der Endokrinologie, die vor allem von der Behandlung von Diabetes mellitus eine bedeutende Rolle spielt. Es wird kontinuierlich der Glukosegehalt mellitus in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes gemessen, typischerweise alle fünf Minuten rund um die Uhr.

Dazu wird ein feiner Sensor in das Unterhautfettgewebe eingeführt und mit einem kleinen Sender verbunden, der auf die Haut aufgeklebt wird. Dieser Sender überträgt dann die Messwerte drahtlos an eine Empfängereinheit, die die Daten darstellt und aufzeichnet. Es können Alarme bei Über- oder Unterschreitungen bestimmter Grenzwerte eingestellt werden, was besonders für die Erkennung von Hypo- oder Hyperglykämie nützlich ist. Die CGM ersetzt allerdings nicht vollständig die konventionelle Blutzuckermessung, dennoch hat sie die Diabetesbehandlung revolutioniert, indem sie eine genauere und umfassendere Überwachung ermöglicht und somit zu einer verbesserten Einstellung und Lebensqualität der Patienten beiträgt.

Ein konkreter Fall mit Pro und Contra:  Die Ärztin Caroline Messer berichtet in Medscape* von ihren Erfahrungen. Sie schreibt: Lauren ist eine 45-jährige Anwältin, die es geschafft hat, in allen Bereichen ihres Lebens zu glänzen. – als Mutter ihrer drei Kinder, als Mathematik-Absolventin von Harvard und als Unternehmensanwältin in Vollzeit. Da ich sie wegen einer Schilddrüsenerkrankung und nicht wegen Diabetes behandelte, war ich überrascht, als sie mich bat, ihr einen FreeStyle Libre (Abbott) Monitor zu verschreiben. Sie erklärte, dass sie Schwierigkeiten habe, 10 Pfund abzunehmen, und dachte, das kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) ihr helfen könnte, herauszufinden, welche Lebensmittel ihren Abnehmweg behindern. Welche Informationen könnte ein CGM einer Person ohne Diabetes geben, die nicht auch von einem Lebensmitteletikett ablesbar wären?  Als sie aber einige Monate später zu einem Folgetermin zurückkam, war ich erstaunt, dass sie ihr Zielgewicht erreicht hatte. So beschloss ich, Theorie und Wissenschaft hinter der Nutzung von CGM bei Patienten ohne Insulinresistenz zu überprüfen.

Erkenntnisse: CGM kann tatsächlich Patienten beim Abnehmen helfen. Es ist eine Art ‚Karotten-und-Peitschen‘-Methode. Magere Protein, nicht stärkehaltige Gemüse und einfache ungesättigte Fette wie Müsse und Avocado unterstützen den Gewichtsverlust und halten den Blutzucker stabil. Im Gegensatz dazu führen Lebensmittel, die bekanntermaßen eine Gewichtszunahme verursachen (z.B. zuckerhaltige Lebensmittel, raffinierte Stärke und hoch-verarbeitete Lebensmittel), zu sofortigen Blutzuckerspitzen. Überhaupt tun große Portionen bei den Mahlzeiten ein Übriges.

Obwohl all dies grundlegender Menschenverstand ist, sorgt das ständige Feedback eines CGM-Geräts dafür, dass Patienten für ihre Essensentscheidungen Verantwortung übernehmen, und unterstützt sie dabei, durch entsprechende Information und Einsicht ihr Essverhalten zu ändern.  Da der Blutzucker durch zahlreiche andere Faktoren wie Stress, Genetik und Stoffwechsel beeinflusst wird, kann CGM potenziell auch persönliche Empfehlungen für die Lebensmittelauswahl bieten. CGM trifft KVT (Kognitive Verhaltenstherapie).

Auswirkungen auf alltägliches Verhalten: Darüber hinaus kann CGM die Auswirkungen von schlechtem Schlaf und Stress auf den Blutzuckerspiegel aufzeigen und dadurch zu gesünderen Lebensentscheidungen und Lebensweisen anregen. Die gesammelten Daten können zudem Aufschluss darüber geben, wie sich verschiedene Sportarten auf den Blutzuckerspiegel auswirken. So wurde der Effekt von hochintensivem Intervalltraining (HIIT) und kontinuierlichem moderat-intensivem Training auf den Blutzucker bei übergewichtigen Menschen ohne Diabetes verglichen. CGM zeigte, dass HIIT vorteilhafter ist, um nach den Mahlzeiten Blutzuckerspitzen zu verhindern‘.

Fazit: Obwohl CGM wie eine anspruchsvolle Form der kognitiven Verhaltenstherapie erscheint, macht sich die Ärztin Sorgen, dass der ständige Informationsfluss zu verstärkter Angst, zwanghaftem Verhalten oder restriktivem Essverhalten führen könnte. Trotzdem glaubt Caroline Messer dank ihrer Erfahrung, dass Echtzeit-CGM zu einer Verhaltensänderung bei Lebensmittelauswahl, Konsum uns körperlicher Aktivität führen kann.

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