Das therapeutische Potenzial von Psychedelika und Stimulanzien

Aufputschmittel ist der allgemeinsprachliche Ausdruck für Stimulanzien und Psychedelika. Psychedelika wie Psilocybin, LSD, DMT und Ketamin verändern das Bewusstsein, können Halluzinationen, Euphorie und ein Gefühl der Einheit mit Welt und Schöpfung hervorrufen.

Im Gegensatz dazu verbessern Stimulanzien wie Koffein, Amphetamine und Ecstasy (MDMA) die geistige oder körperliche Leistungsfähigkeit, ohne Halluzinationen zu erzeugen.

Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt insbesondere auf den Substanzen, deren potenziellen Nutzen bei der Behandlung psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen, Sucht und chronischen Schmerzen liegt.

Trotz vielversprechender Ergebnisse wird das therapeutische Potenzial dieser Substanzen aufgrund von Stigmatisierung und strengen gesetzlichen Regelungen nur selten genutzt.

Psychoaktive Substanzen haben eine lange Geschichte und wurden in frühen Zivilisationen häufig in religiösen und rituellen Kontexten verwendet. Westliche wissenschaftliche Untersuchungen begannen im späten 19. Jahrhundert und intensivierten sich nach der Entdeckung von LSD während des Zweiten Weltkriegs.

In den 1950er und 60er Jahren wurden zahlreiche Studien zu den therapeutischen Anwendungen von Psychedelika durchgeführt. Allerdings führten gesellschaftliche Bedenken und Berichte über negative Auswirkungen zu strengen Regulierungen und einem Forschungsstopp in den 1979er Jahren. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebte die Forschung eine Renaissance, obwohl rechtliche und gesellschaftliche Hürden weiterhin bestehen.

MDMA

Ecstasy (MDMA = Methylendioxyamphetamin) wird derzeit als Therapie für PTSD, soziale Ängste und Angstzustände bei lebensbedrohlichen Krankheiten erforscht. Studien zeigen, dass MDMA-unterstützte Psychotherapie signifikante und langanhaltende Verbesserungen bei PTBS-Symptomen bewirken kann. MDMA könnte auch bei der Behandlung von Depressionen, Phobien und Sucht hilfreich sein, obwohl dies bisher nur anektodisch, also durch eine Vielzahl von Einzelfällen, belegt ist.

Signalübertragung an der Synapse
Signalübertragung an der Synapse

MDMA wirkt hauptsächlich durch die Freisetzung und Wiederaufnahmehemmung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, wobei der stärkste Effekt auf das serotonerge System ausgeübt wird. Es bindet an verschiedene Rezeptoren im Gehirn und erhöht die Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt, was zu den bekannten psychoaktiven Effekten führt. MDMA wirkt also auf eine doppelte Weise, einmal durch die Freisetzung der Transmitter, und zum zweiten dadurch, dass die Wiederaufnahme durch die ursprünglich abgebende Nervenzelle verhindert oder verzögert wird. Die Transmitter verbleiben im synaptischen Spalt und verbessern somit die Kommunikation der beiden beteiligten Neuronen. (https://d3f6gjnauy613m.cloudfront.net/chemie-und-medizin/neurotransmitter-2837)

Die Wirkung von MDMA hält 3 bis 5 Stunden an und umfasst sowohl psychologische als auch physiologische Effekte. Psychologisch kann es ein Gefühl des Wohlbefindens, erhöhte Geselligkeit und Empathie auslösen, aber auch negative Gefühle wie Angst und Reizbarkeit hervorrufen. Physiologisch kann es den Blutdruck die Herzfrequenz und die Körpertemperatur erhöhen. Es besteht auch ein Risiko für Serotoninabbau nach der Einnahme, was vorübergehende Symptome wie Depression und Angst verstärken kann. Die meisten Studien zu den negativen Auswirkungen von MDMA beziehen sich auf unregulierte ‚Straßen‘-Qualität des Arzneimittels.

Eine weitergehende Forschung wird jedoch durch rechtliche Hürden und gesellschaftliche Stigmatisierung erschwert. Eine gezielte wissenschaftliche Untersuchung und eine Überprüfung der gesetzlichen Regelungen könnten hierzu beitragen, diese Substanzen für therapeutische Zwecke besser nutzbar zu machen und somit die Lebensqualität vieler Patienten zu verbessern.

Ketamin

Ketamin ist ein Medikament, das als Anästhetikum, Schmerzmittel und zur Behandlung psychischer Erkrankungen verwendet wird. Seit den 1979er Jahren wird es in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt. Es hat den Vorteil, dass es das Atmen und den Kreislauf stimuliert, anstatt sie zu unterdrücken. Es kann sowohl bei akuten als auch chronischen Schmerzen eingesetzt werden, besonders bei Traumata. In niedrigen Dosen wirkt Ketamin schnell gegen Depressionen und Suizidgedanken, oft innerhalb weniger Stunden. Es kann auch die Symptome von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Zwangsstörungen (OCD) verringern und wird in der Therapie von Suchtkranken verwendet, z.B. bei Alkohol- und Heroinabhängigkeit. Ketamin wird verwendet, um Schizophrenie und andere psychotische Störungen besser verstehen zu lernen.

Die Hauptwirkung von Ketamin beruht auf der Blockade eines bestimmten Rezeptors im Gehirn, was zu einer Vielzahl von psychotropischen Effekten führt. Die Wirkungen von Ketamin umfassen starke Veränderungen in der Wahrnehmung, der Stimmung und der motorischen Kontrolle. Zu den Nebenwirkungen gehören vorübergehende Kopfschmerzen, Übelkeit und erhöhter Herzschlag.

Mescalin

Mescalin ist ein psychoaktives Alkaloid, das hauptsächlich in den Peyote- und San-Pedro-Kaktusarten vorkommt. Die therapeutische Forschung ist begrenzt, aber es gibt Hinweise darauf, dass Mescalin bei der Behandlung von Alkoholismus nützlich sein könnte. Mescalin hat ähnliche psychedelische Effekte wie LSD, jedoch mit geringerer Potenz. Die Wirkungen umfassen visuelle und sensorische Veränderungen sowie verstärkte Introspektion. Der Blick wendet sich nach innen, auf das eigene Selbst. Mescalin gilt als sicher, nicht abhängig machend und hat eine kurze Toleranzentwicklung. Langfristige Studien zur Sicherheit und Effektivität fehlen jedoch.

Ibogaine

Ibogaine ist ein Alkaloid aus der Rinde der Wurzel von Pflanzen wie der Tabernathe iboga.

Es wird zur Behandlung von Suchtkrankheiten eingesetzt, besonders bei Opioidabhängigkeit. Ibogaine kann schnell die Entzugssymptome von Opioiden lindern und die Abstinenz aufrechterhalten. Die Therapie kann in freien oder speziellen Behandlungszentren durchgeführt werden. Es gibt Berichte über signifikante Erfolge, aber einige Risiken. Langfristige, systematische Studien fehlen, obwohl erste Beobachtungsstudien vielversprechende Ergebnisse zeigen. Weitere Forschung ist notwendig, um die Wirksamkeit und Sicherheit umfassend zu bestätigen.

Quelle Wikipedia
Quelle Wikipedia

Ibogaine wirkt auf verschiedene Weise im Gehirn. Es bindet an sehr viele unterschiedliche Rezeptoren an, u.a. an Opioidrezeptoren. Die vielfältigen Wirkungen könnten mit der Bekämpfung von Sucht in Zusammenhang stehen, da sie die Systeme betreffen, die auch an der Suchtbildung beteiligt sind.

Ibogaine kann aber auch Herzrhythmusstörungen verursachen, was das Risiko für plötzlichen Herztod erhöht. Bei der Einnahme von Ibogaine in Kombination mit anderen Substanzen oder Medikamenten können gefährliche Wechselwirkungen auftreten. Bisher wurden mehrere Dutzend Todesfälle im Zusammenhang mit Ibogaine berichtet, davon ca. 1 Dutzend aufgrund von Herzproblemen. Die Einnahme sollte unter strenger medizinischer Überwachung erfolgen.

Ayahuasca

Ayahuasca, ein traditionelles Amazonenmittel, wird in religiösen Ritualen verwendet und hat bei einigen Anwendern positive Effekte auf Sucht, Depression und Angst gezeigt. Studien zeigen, dass es die Symptome von Depressionen signifikant verbessern kann. Es wird auch über eine Verringerung des Alkohol- und Substanzbissbrauchs berichtet. Weitere kontrollierte Studien sind jedoch nötig.

Die Wirkung von Ayahuasca beginnt nach etwas 30 Minuten und dauert 4 bis 6 Stunden. Zu den körperlichen Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die psychische Erfahrung kann intensives Erleben und emotionale Aufregung umfassen.

Psilocybin & LSD

Psilocybin  (magic mushrooms) und LSD sind in der aktuellen Forschung auf dem Gebiet Psychotherapie bedeutend. Studien zeigen, dass Psilocybin bei Zwangsstörungen, Angst am Lebensende, Depressionen und Sucht (z.B. Alkohol) vielversprechende Ergebnisse liefert. Beide Substanzen können Clusterkopfschmerzen lindern. Psilocybin wird in klinischen Studien als effektiv bei der Verringerung von Suchtverhalten und Depressionen getestet. Psilocybin und LSD wirken hauptsächlich über die Serotoninrezeptoren, was zu den psychedelischen Effekten führt.

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