Viele Menschen leiden unter Vorgesetzten, die bei jeder Gelegenheit ihre Macht ausspielen und demonstrieren, wie groß- und einzigartig sie sind.

Die Brüchigkeit ihrer glänzen Fassade wird aber bei weitem übertroffen von der Fragilität des ohnehin geringen Selbstbewusstseins.

‚Der Zauberer von Oz‘ und ‚Des Kaisers neue Kleider‘

Wer denkt dabei nicht an den aufgeblasenen Zauberer von Oz, dessen imposantes Erscheinen durch einen kleinen Piecks in seine Hülle platzte und ein kleines, unscheinbares Männchen zum Vorschein kommen ließ. Oder das kleine, furchtlose Mädchen Dorothy, das den großen Zauberer auf einfachste Art und Weise ‚entzaubert‘ hatte. Sie spürte seine tatsächliche Schwäche und konfrontierte ihn mit seinem größten Schwachpunkt, seinem vorgegebenen Mangel an Empathie, was tatsächlich sein hohes Bedürfnis nach Verständnis und Mitleid ausdrückte. Es ist halt nicht immer alles so, wie es zu sein scheint.

Ähnlich ging es dem Kaiser, der seine neuen Kleider zu Markte trug. Ein kleines Kind fragte naiv, wo denn nun die neuen Kleider seien, da der Kaiser doch nackt herumlaufe. Und schon war die ganze Herrlichkeit der Lächerlichkeit preisgegeben.

Und jetzt die Frage: Was haben Dorothy aus dem ‚Zauberer von Oz‘ und das kleine Kind aus ‚Des Kaisers neue Kleider‘ mit Jana und ihrem narzisstischen Chef in der folgenden Geschichte zu tun?

Eine einfache Antwort

Beide, Dorothy und das kleine Kind treffen genau den Punkt der beiden aufgeblasenen und sich selbst betrügenden Gegenüber und lassen beider Hüllen platzen.

Das kleine Kind fand in seiner Naivität die schmerzhafte Stelle des Kaisers, seine grenzenlose Eitelkeit, und konfrontiert ihn und seine Ja-Sager und Hofschranzen mit der Wahrheit und der Wirklichkeit. Dorothy hingegen gelang die ‚Entzauberung‘ des Zauberers durch ihren starken Willen und ihre Empathie.
Zum Vorschein kommen zwei kleine, magere und lächerliche Gestalten. Der Zauberer aber darf nach Hause zurückkehren, während Janas Vorgesetzter…
Wodurch zeichnen sich Narzissten eigentlich aus, und wodurch können die von ihnen Betroffenen und ihnen Leidenden eingreifen?

Jana und ihre Möglichkeiten

Gehen wir von einem nicht ganz fiktiven Beispiel aus und untersuchen an den unterschiedlichen Stellen der Episode von Jana entsprechende Interventionen.
‚Viele Narzissten glauben, dass sie etwas Besonderes sind und nur von anderen besonderen Menschen oder Institutionen verstanden und geschätzt werden können. Sie betrachten sich als besser und wertvoller als andere‘.

Jana saß in ihrem Büro und starrte auf den Bildschirm ihres Computers. Die Arbeit häufte sich vor ihr, doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Der Grund dafür war klar: ihr Chef, Markus. Jeden Tag wurde es schwieriger, seine ständige Selbstherrlichkeit und seine arrogante Art zu ertragen.

‚Narzissten haben ein unstillbares Verlangen nach Bewunderung. Sie haben ein starkes Bedürfnis nach ständiger Aufmerksamkeit und Anerkennung. Komplimente und Bestätigung sind für ihr Selbstwertgefühl unerlässlich‘.

Markus, Janas Vorgesetzter, war der typische Narzisst. Er kam jeden Morgen mit einem überheblichen Lächeln ins Büro, als ob die Welt nur um ihn kreisen würde. Kein Meeting verging, ohne dass er seine eigenen Leistungen lobte und die seiner Mitarbeiter herunterspielte. Besonders Jana bekam dies oft zu spüren. Ihr harter Einsatz und ihre kreativen Lösungen wurden kaum anerkannt, während Markus sich oft mit ihren Ideen schmückte.

Eines Tages, nach einem besonders anstrengenden Meeting, in dem Markus wieder einmal alle Lorbeeren für ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt einheimste, das eigentlich Janas Verdienst war, konnte sie nicht mehr. Sie saß in ihrem Büro, die Wut kochte in ihr hoch, und sie wusste, dass sich etwas ändern musste.

Nachdenklich starrte sie aus dem Fenster. Es war Zeit, etwas zu tun. Etwas in ihr schrie danach, diesen Zustand nicht länger hinzunehmen. Sie wusste, dass es nicht einfach werden würde, aber sie war fest entschlossen, sich nicht länger von Markus unterdrücken zu lassen. Sie wollte Markus stellen und ihn auf sein Verhalten hin ansprechen.

So könnte es gehen

„Du bist genauso viel wert wie andere, nicht mehr und nicht weniger.“
Ein weiteres Mal, als Markus versuchte, sich über die anderen zu stellen, erinnerte Jana ihn daran: „Du bist genauso viel wert wie andere, nicht mehr und nicht weniger.“ Diese einfache Wahrheit schien Markus aus der Fassung zu bringen. Er hatte nicht erwartet, dass jemand so offen gegen sein überhebliches Verhalten vorgehen würde.

„Ich habe keine Angst.“

Markus schöpfte oft Kraft aus der Angst seiner Mitarbeiter. Jana entschied sich, ihm diese Macht zu nehmen. „Ich habe keine Angst vor dir,“ sagte sie ruhig, als er versuchte, sie mit einer sarkastischen Bemerkung zu demütigen. Markus schien verunsichert, als er merkte, dass seine Worte keine Wirkung zeigten. Jana hatte ihm klar gemacht, dass sie sich nicht einschüchtern ließ.

„Wechsel nicht das Thema.“

Wenn Markus in einer Diskussion ins Hintertreffen geriet, wechselte er oft das Thema. Jana hatte sich darauf vorbereitet. Als er es das nächste Mal versuchte, sagte sie ruhig: „Wechsel nicht das Thema.“ Markus blieb nichts anderes übrig, als auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen, was ihm sichtbar schwerfiel.
„Nein“ – Das Zauberwort, um einen Narzissten zu neutralisieren
Am nächsten Tag betrat Jana das Büro mit einer neuen Entschlossenheit. Als Markus wieder einmal begann, ihre Ideen als seine eigenen darzustellen, unterbrach sie ihn einfach mit einem klaren „Nein“. Markus starrte sie überrascht an, nicht an Widerspruch gewöhnt. Jana blieb ruhig und erklärte, dass sie mit seiner Darstellung nicht einverstanden sei. Markus wirkte irritiert, wusste aber nicht, wie er darauf reagieren sollte.

Ein Narzisst will, dass man immer ‚Ja und Amen‘ zu ihnen sagt und damit seine Ansichten unterstützt. Wenn andere akzeptieren, was er sagt und tut, ist das ein Beweis dafür, dass er Einfluss und Macht über sie hat. Das Wort ‚NEIN‘ zu verwenden ist deshalb eine Möglichkeit, einem Narzissten Grenzen zu setzen, ihn in seine Schranken zu verweisen, ihm seinen Einfluss und seine Macht über andere zu nehmen.

Die Selbstbestimmung steht über seinem Bestreben, andere fremd zu bestimmen. Respekt vor Missachtung, Autonomie vor Heteronomie. „Ich konfrontiere dich mit der Wahrheit. Ich kann dir beweisen, was du getan und gesagt hast.“

Eines Morgens betrat Jana das Büro mit einem neuen Plan. Zuerst sprach sie mit einigen ihrer Kollegen, um herauszufinden, ob auch sie ähnliche Erfahrungen mit Markus gemacht hatten. Schnell stellte sich heraus, dass sie nicht die Einzige war, die unter seinem narzisstischen Verhalten litt. Gemeinsam beschlossen sie, sich zu wehren. Jana wollte Markus mit seinem Verhalten konfrontieren.

‚Narzissten zeigen einen Mangel an Empathie, soweit überhaupt vorhanden. Sie haben Schwierigkeiten, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder zu berücksichtigen. Sie zeigen oft wenig Mitgefühl und können rücksichtslos, manipulativ und ausbeuterisch handeln‘.

Jana macht Ernst

Jana und ihre Kollegen erstellten eine Liste mit Vorfällen, in denen Markus sie unfair und respektlos behandelte oder ihre Arbeit nicht anerkannt hatte. Sie sammelten E-Mails und dokumentierten Gespräche und bereiteten sich auf ein Gespräch mit der Personalabteilung vor. Jana wusste, dass dies ein riskanter Schritt war, aber sie und die anderen waren bereit, ihn zu gehen.

‚Narzissten sind empfindlich gegenüber Kritik und Zurückweisung trotz ihres scheinbaren hohen Selbstwertgefühls. Sie reagieren oft mit Wut oder Trotz, wenn sie sich angegriffen fühlen‘.

Das Treffen mit der Personalabteilung unter Begleitung des Betriebsrats verlief besser als erwartet. Die Beweise waren erdrückend, und die Verantwortlichen konnten die Vorwürfe nicht ignorieren. Markus wurde zu einem Gespräch gebeten.

‚Narzissten präsentieren sich in einem Übermaß an Arroganz und Hochmut. Sie zeigen offen Überheblichkeit und Herablassung anderen gegenüber. Sie neigen dazu, die Leistungen und Tätigkeiten anderer zu minimieren. Eigene Fehler können nicht eingestanden und Kritik nicht akzeptiert werden.

Hier zeigte sich Markus ohne jegliche Einsicht und außer sich vor Wut und Trotz, sodass ein Verbleiben auf seinen Posten und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich war. Er wurde zunächst versetzt und schließlich entlassen.

Für Jana und ihre Kollegen war dies ein großer Sieg. Sie hatten es geschafft, sich gegen einen Tyrannen durchzusetzen und eine bessere Arbeitsumgebung für sich zu schaffen. Die Veränderungen waren sofort spürbar. Die Atmosphäre war entspannter, die Zusammenarbeit effektiver und die gegenseitige Anerkennung für die geleistete Arbeit nahm zu.

Jana fühlte sich endlich wieder wohl in ihrem Job. Sie hatte gelernt, dass es wichtig ist, für sich selbst und für andere einzustehen, und dass man auch die schwierigsten Situationen überwinden kann, wenn man sich nicht alleine fühlt.

Statt Happy End

Es hätte auch anders kommen können. Die verängstigten Kollegen und Kolleginnen hätten den Mut verloren, Jana hätte alleine kämpfen müssen, die Personalabteilung hätte trotz der Unterstützung des Betriebsrats gegen Jana entschieden und Markus wäre geblieben.

https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/flache-beschwerde-konzeptillustration_13862311.htm
Quelle: https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/flache-beschwerde-konzeptillustration_13862311.htm

Und dann? In letzter Konsequenz hätte sich Jana versetzen lassen können, was aber für sie einer Niederlage gleichgekommen wäre. Ihr wäre, um sich selbst vor weiterem körperlichen und seelischen Schaden zu bewahren, nur noch die Kündigung geblieben. Übrig wäre nur die Liste ihrer Beschwerden und der ihrer Kollegen und Kolleginnen geblieben.

Quelle: https://gedankenwelt.de/5-saetze-die-einen-narzissten-neutralisieren/