Wer macht sich schuldig und übernimmt die Verantwortung für die Folgen der Cannabis-Freigabe?

Die Schattenseiten der Cannabis-Legalisierung in Deutschland: Die teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland, die seit April 2024 in Kraft getreten ist, wird von vielen Befürwortern als fortschrittlicher Schritt gefeiert. Eine kritische Betrachtung zeigt jedoch zahlreiche problematische Aspekte, die in der öffentlichen Diskussion oft zu kurz kommen.

Preisverfall und Marktverwerfungen: Mit der Legalisierung erlebt der Cannabis-Markt einen signifikanten Preisverfall. Ähnliche Entwicklungen in anderen Ländern mit Legalisierungserfahrung zeigen, dass durch das erhöhte Angebot die Preise deutlich sinken können. Dies mag für Konsumenten zunächst vorteilhaft erscheinen, führt jedoch zu weitreichenden Marktverzerrungen.

Der Preisverfall macht den legalen Markt für organisierte kriminelle Strukturen unattraktiver, wodurch sie gezwungen sind, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Dies geschieht oft durch eine Überschwemmung des Marktes mit billigeren, möglicherweise qualitativ minderwertigeren oder stärkeren Produkten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Verdrängungswettbewerb und kriminelle Strukturen: Entgegen der Hoffnung, dass eine Legalisierung kriminelle Strukturen schwächen würde, besteht die Gefahr eines intensiven Verdrängungswettbewerbs. Kriminelle Netzwerke verfügen über etablierte Vertriebswege und können ohne regulatorische Auflagen und Steuern oft günstiger anbieten als der legale Markt.

Besonders der parallele Schwarzmarkt für Minderjährige – die vom legalen Erwerb ausgeschlossen bleiben – bietet lukrative Geschäftsmöglichkeiten für kriminelle Akteure. In diesem Segment können höhere Preise verlangt werden, wodurch die Gewinnmargen attraktiv bleiben.

Ausweichen auf härtere Drogen – Die Fentanyl-Parallele: Die Erfahrungen in den USA liefern ein warnendes Beispiel für mögliche Folgen von Marktverschiebungen im Drogenbereich. Nach der Cannabis-Legalisierung in verschiedenen US-Bundesstaaten haben kriminelle Organisationen teilweise auf härtere, gewinnträchtigere Drogen wie Fentanyl umgestellt. Diese synthetische Opioid-Krise hat in den USA zu hunderttausenden Todesfällen geführt.

Obwohl die Situation in Deutschland nicht identisch ist, besteht die Gefahr, dass kriminelle Netzwerke auch hier auf profitablere, gefährlichere Substanzen ausweichen könnten, wenn Cannabis-Gewinne durch Legalisierung sinken.

Verharmlosung in den Medien: Ein besorgniserregender Trend ist die zunehmende Verharmlosung von Cannabis in Teilen der Medienlandschaft. Statt einer ausgewogenen Darstellung der Risiken werden oft einseitig die positiven Aspekte betont. Die potenziellen gesundheitlichen Risiken, besonders für junge Menschen mit sich noch entwickelndem Gehirn, werden dabei häufig marginalisiert.

Diese mediale Darstellung kann zu einer verzerrten Risikowahrnehmung führen und den Konsum normalisieren, ohne die möglichen negativen Konsequenzen angemessen zu berücksichtigen.

Problematik der Anbauvereine: Die im deutschen Modell vorgesehenen Anbauvereine bergen eigene Risiken. Die Kontrolle dieser Strukturen ist komplex und aufwändig. Es besteht die Gefahr, dass nicht alle Vereine die strengen Qualitäts- und Sicherheitsstandards einhalten können oder wollen.

Zudem könnten diese Vereine als Deckmantel für größere Produktionsmengen dienen, die teilweise in den Schwarzmarkt abfließen. Die begrenzte Kontrollkapazität der Behörden macht eine lückenlose Überwachung nahezu unmöglich.

Cannabis als Einstiegsdroge für Jugendliche: Besonders problematisch ist die potenzielle Wirkung auf Kinder und Jugendliche. Zwar bleibt Cannabis für Minderjährige verboten, doch die erhöhte gesellschaftliche Akzeptanz und leichtere Verfügbarkeit können den Zugang erleichtern.

Die wissenschaftliche Debatte um Cannabis als „Einstiegsdroge“ ist komplex. Unbestritten ist jedoch, dass früher Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für späteren problematischen Substanzkonsum korreliert. Besonders gefährdet sind psychisch und mental instabile Jugendliche aus familiär problematischen Verhältnissen, die ohnehin einem höheren Risiko für Suchtprobleme ausgesetzt sein können.

Explosion des Schwarzmarktes: Entgegen der Erwartung, dass eine Legalisierung den Schwarzmarkt austrocknen würde, kann sie unter bestimmten Umständen zu dessen Expansion führen. Wenn die legalen Produkte durch Steuern und Regulierungen teurer sind oder Zugangsbeschränkungen bestehen, bleibt der Schwarzmarkt attraktiv.

Besonders für Minderjährige, Personen mit problematischem Konsumverhalten oder in Regionen mit schlechter Versorgung durch legale Angebote kann der Schwarzmarkt weiterhin die primäre Bezugsquelle bleiben.

Steigender Therapiebedarf: Mit zunehmender Verfügbarkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz steigt auch die Anzahl der Konsumenten. Ein gewisser Prozentsatz entwickelt dabei problematische Konsummuster oder Abhängigkeiten, was zu einem erhöhten Therapiebedarf führt.

Besonders gefährdet sind junge psychisch instabile Menschen und  mit problematischem Familienhintergrund. Das Gesundheitssystem muss auf diesen steigenden Bedarf vorbereitet sein, was zusätzliche Ressourcen erfordert.

Gesundheitliche Langzeitfolgen: Cannabis-Konsum im Jugendalter kann mit schwerwiegenden gesundheitlichen Konsequenzen verbunden sein. Die Forschung zeigt, dass regelmäßiger Konsum zu Lernbeeinträchtigungen führen kann, da Cannabis die Gehirnentwicklung beeinflusst.

Besonders besorgniserregend ist der Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und dem erhöhten Risiko für psychotische Störungen und Schizophrenie. Dieser Zusammenhang ist dosisabhängig und besonders ausgeprägt bei Personen mit genetischer Vorbelastung oder frühem Einstiegsalter.

Wann kommt man endlich zur Vernunft? Die Cannabis-Legalisierung in Deutschland birgt zahlreiche Herausforderungen und Risiken, die einer sorgfältigen Betrachtung bedürfen. Ein differenzierter Umgang mit dem Thema erfordert sowohl die Anerkennung möglicher Vorteile einer Regulierung als auch ein Bewusstsein für die damit verbundenen Gefahren.

Besonders wichtig sind robuste Präventionsmaßnahmen für gefährdete Gruppen, umfassende Aufklärung über Gesundheitsrisiken und eine effektive Kontrolle der neuen legalen Strukturen. Nur so kann verhindert werden, dass die gut gemeinte Reform zu unbeabsichtigten negativen Konsequenzen führt.

Inspiration: Drogenhilfe warnt vor Verharmlosung. Eine Bilanz nach einem Jahr Cannabis-Teillegalisierung. In: MAIN-SPITZE vom 3.April 2025, S.8.