Einleitung: Die große Müdigkeit. Liebe Eltern, liebe Jugendliche – es geht um unseren Kopf. Nicht um Intelligenztests, Schulnoten oder psychische Diagnosen. Es geht um eine neue Form der mentalen Müdigkeit, die sich einschleicht, leise, aber spürbar. Viele Jugendliche beschreiben das mit einem einzigen Wort: „Brainrot“.

Gemeint ist damit ein Zustand, in dem man sich innerlich leer fühlt, geistig träge, kaum noch in der Lage, sich länger zu konzentrieren, zu lesen, zu denken oder einfach mal ohne Handy allein zu sein. Oft kommt dazu ein Gefühl wie Nebel im Kopf – alles ist irgendwie da, aber nichts ist greifbar. Die Gedanken laufen heiß, aber kommen nicht voran. Genau dafür hat sich der Begriff „Brain Fog“ eingebürgert – Gehirnnebel. Kein medizinischer Begriff, aber ein sehr realistisches Bild.
„Brainrot“ und „Brain Fog“ beschreiben gemeinsam einen Zustand, in dem der Kopf zwar ständig stimuliert wird, aber keine Tiefe mehr zulässt – ein Motor, der hochtourig läuft, aber keine Kraft auf die Straße bringt.
Was hinter den Begriffen steckt. „Brainrot“ meint nicht einfach Faulheit oder Desinteresse, sondern eine Art Dauerüberreizung durch kurze, laute, bunte Reize – die aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. TikTok-Videos, Instagram-Reels, Twitch-Streams, Streaming-Serien, Reality-TV – ein endloser Strom an Inhalten, die unsere Aufmerksamkeit fordern, aber nichts zurücklassen.
Das Gehirn wird überfüttert mit Informationszucker – schnell, reizvoll, aber nährstofffrei. Die Folge: Unser Gehirn lernt, sich ständig berieseln zu lassen, aber nicht mehr aktiv zu arbeiten. Und weil es so viele Reize bekommt, entsteht eine paradoxe Leere – man fühlt sich vollgestopft und gleichzeitig leer. Das ist genau der Zustand, den viele als „Brain Fog“ beschreiben.
Wie Brainrot und Brain Fog entstehen. Es sind nicht nur die Inhalte, sondern auch die Strukturen, die dieses Phänomen befeuern. Jede Plattform ist so gebaut, dass sie süchtig macht. Ein Video endet, das nächste startet sofort. Jeder Swipe, jeder Like, jeder Clip löst einen kleinen Dopaminschub aus. Unser Gehirn wird darauf trainiert, ständig neuen Input zu wollen – aber nie bei einer Sache zu bleiben.
Die Folge: ein Dauerlauf im Kopf, ohne Ziel, ohne Pause. Das führt zu einer Art geistiger Zersplitterung: Wir haben unendlich viele Eindrücke, aber keine Tiefe mehr. Der Kopf ist heißgelaufen, aber blockiert – genau wie bei einem Motor, der auf Vollgas läuft, aber nichts mehr antreibt. Brain Fog ist also die innere Konsequenz von Brainrot.
Eltern als Teil des Problems. Und jetzt wird’s heikel: Liebe Eltern, auch ihr seid Teil des Problems. Nicht aus Bosheit oder Gleichgültigkeit, sondern aus Überforderung. Wer nach einem harten Arbeitstag selbst stundenlang Netflix bingt oder zur Entspannung auf Trash-TV setzt, gibt unbewusst eine Botschaft weiter: Es ist normal, sich geistig zu betäuben.
Wenn Kinder aufwachsen mit Fernsehern in jeder Ecke, mit YouTube als Babysitter, mit Eltern, die selbst nicht mehr lesen oder zuhören, dann lernen sie: Aufmerksamkeit ist nichts, was gepflegt wird. Sie lernen, dass Medien zur Betäubung dienen, nicht zur Anregung. Und wo Anregung fehlt, entsteht Stillstand – im Denken, im Fühlen, in der Fantasie.
Was das mit uns macht. Diese Dauerbeschallung stumpft ab. Sie macht empathielos, reizsüchtig, ungeduldig. Vor allem aber zerstört sie das, was wir brauchen, um zu wachsen: Konzentration, innere Ruhe, Fantasie, echte Begegnung.
Kinder, die den ganzen Tag online sind, verlernen das Zuhören, das Lesen, das Nachdenken. Sie erleben kaum noch echte Langeweile – und damit auch keine echten Ideen mehr. Stattdessen: Reaktionsvideos, Memes, Dramen in Dauerschleife. Die Welt wird zur Bühne – aber nicht mehr zum Ort des Erlebens. Brain Fog ist die Folge dieser Dauerbespielung ohne innere Verarbeitung.
Was zu tun wäre. Was also tun? Ganz einfach, ganz schwer: Entgiften. Bewusst Phasen ohne Bildschirm schaffen. Rituale einführen – echte Mahlzeiten, echte Gespräche, echte Zeit. Kindern beibringen, dass es okay ist, sich zu langweilen. Dass Denken anstrengend ist – aber schön. Dass Lesen kein Pflichtprogramm ist, sondern ein innerer Raum.
Eltern sollten Vorbilder sein, ohne perfekt zu sein. Aber sie sollten präsent sein, aufmerksam und bereit, ihre eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen. Denn Kinder machen nicht das, was wir sagen – sie machen das, was wir vorleben.
Abschied vom Nebel. Und Jugendliche? Ihr seid nicht nur Opfer. Ihr habt Macht. Ihr könnt euch entscheiden, nicht alles mitzumachen. Ihr könnt euch Pausen gönnen, lesen, schreiben, draußen rumhängen – ohne gleich ein Video daraus zu machen. Ihr könnt wieder lernen, zu spüren, was ihr wollt, was euch fehlt, was euch bewegt.
Ihr seid keine Maschinen, keine Empfänger, keine Zielgruppe. Ihr seid Menschen. Euer Kopf ist ein Geschenk – nicht dafür gedacht, im Nebel unterzugehen. Sondern dafür, hell zu werden.
- Inspiration: Erfahrungen mit L.
- Bild: KI-generiert / Copilot
- Textbearbeitung: KI-unterstützt: ChatGPT / Copilot