Eine Rede, die ich gerne längst schon gehalten hätte, und viel lieber noch heute oder gleich morgen halten würde
Sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen, dass Sie heute hier sind. Ihre Anwesenheit zeigt: Sie wollen nicht wegschauen, sondern Verantwortung übernehmen – für Ihre Kinder, für Ihr Viertel, für unsere gemeinsame Stadt. Das verdient Respekt. Ich werde heute offen sprechen. Nicht um anzuklagen, sondern um gemeinsam Lösungen zu finden. Denn wir alle – Politik, Gesellschaft, Familien, Communities – tragen Verantwortung. Und wir alle müssen handeln.
Zunächst zu meiner Person
Persönlicher Hintergrund: Ich bin 78 Jahre alt, von Beruf Lehrer und Psychologischer Berater. Meine Berufserfahrung von 50 Jahren als Lehrer umfasst Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. Ich war fast 15 Jahren tätig als Nachhilfelehrer für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, war Mentor in Abiturvorbereitungen und Begleitung bei Bachelor-, Master- und 1. und 2. Staatsexamensarbeiten, auch und gerade bei Studenten und Studentinnen mit Migrationshintergrund. Von daher dürfen Sie mir glauben, dass ich weiß, wovon ich rede.
Und ich weiß aber auch: Alles ist möglich, wenn wir es nur wollen.
Der Teufelskreis der Marginalisierung
In der Sozialpsychologie kennen wir das Phänomen der Stigmatisierung und ihrer selbstverstärkenden Wirkung. Wenn Jugendliche permanent als „Problemgruppe“ wahrgenommen werden, internalisieren viele diese Zuschreibung. Sie wird Teil ihrer Identität: „Wenn ihr mich für einen Kriminellen haltet, kann ich auch einer sein.“ Erving Goffman beschrieb, wie Stigmata zur „master identity“ werden – zur beherrschenden Selbstwahrnehmung, die alle anderen Aspekte der Persönlichkeit überlagert. Der Jugendliche aus dem Hochhausviertel wird auf seine Herkunft reduziert, seine individuellen Talente und Träume werden unsichtbar. Gleichzeitig entwickelt sich eine Gegenidentität: Stolz auf das, was die Mehrheitsgesellschaft ablehnt. Das eigene Viertel wird zur Ehre erklärt, die abgelehnte Sprache zum Ausweis der Authentizität, der Regelverstoß zur Mutprobe. Dies ist psychologisch verständlich – aber gesellschaftlich destruktiv.
Der französische Soziologe Émile Durkheim prägte den Begriff der Anomie – ein Zustand, in dem gesellschaftliche Normen ihre bindende Kraft verlieren. In marginalisierten Vierteln erleben wir genau das: Die Normen der Mehrheitsgesellschaft werden als irrelevant oder feindlich wahrgenommen. Alternative Normen – die der Straße, der Peer-Group, der Parallelgesellschaft – treten an ihre Stelle. Wenn ein Jugendlicher erlebt, dass Fleiß in der Schule nicht zu Erfolg führt, weil Diskriminierung Türen verschließt, dass ehrliche Arbeit nicht zu Wohlstand führt, weil nur prekäre Jobs verfügbar sind, dann verlieren diese Werte ihre motivierende Kraft. Der Drogendealer im Viertel wird zum realistischeren Rollenmodell als der Ausbildungsbotschafter.
Die Identitätskrise der Zwischengeneration
Junge Menschen mit Migrationshintergrund der zweiten und dritten Generation befinden sich in einer besonders vulnerablen Position. Der Psychologe Erik Erikson beschrieb die Identitätsfindung als zentrale Aufgabe der Jugend. Diese jungen Menschen müssen aber gleich mehrere Identitätsfragen klären: Bin ich Deutscher? Bin ich Türke, Araber, Kurde? Oder beides? Oder keins von beidem? Welche Rolle spielt der Islam in meinem Leben? Wie modern darf oder muss ich sein? Gehöre ich zur Unterschicht? Kann ich aufsteigen? Will ich das überhaupt? Was bedeutet es, ein „echter Mann“ zu sein? Welche Rolle haben Frauen? Diese Fragen zu beantworten ist komplex. Ohne stabile Bezugspersonen und positive Vorbilder greifen Jugendliche oft zu vereinfachenden, extremen Identitätsangeboten: der hypermaskuline Gangster-Rapper, der streng-religiöse Hardliner, der nationalistische Traditionalist.
Gewalt als Kommunikation
Gewalt ist selten nur Selbstzweck. Der Kriminologe Thomas Bliesener weist darauf hin, dass Gewalt oft eine kommunikative Funktion hat. Sie dient der Herstellung von Männlichkeit: In Kulturen, in denen traditionelle Männlichkeitsbeweise wie Beruf oder Familie ernähren unerreichbar scheinen, wird körperliche Stärke zum letzten verfügbaren Beweis von Männlichkeit. Gewalt markiert Territorien – geografisch unser Viertel und sozial unsere Gruppe. Sie dient der Emotionsregulation: Viele Jugendliche haben nie gelernt, Frustration, Wut oder Scham anders zu verarbeiten als durch körperliche Reaktion. Und sie stellt Sichtbarkeit her: Lieber negativ auffallen als unsichtbar bleiben.
Die Familie zwischen Schutz und Risiko
Die Familie sollte Rückhalt bieten. Doch in vielen belasteten Familien geschieht das Gegenteil. Elterliche Überforderung ist weit verbreitet: Eltern, die selbst nie Deutsch gelernt haben, können ihren Kindern bei Hausaufgaben nicht helfen. Sie verstehen nicht, wie das deutsche Bildungssystem funktioniert. Viele Eltern tragen eigene Traumata aus Krieg, Flucht oder Diskriminierung. Unbehandelt geben sie diese an ihre Kinder weiter – durch Gewalt, durch emotionale Kälte, durch rigide Kontrolle. In vielen traditionellen Familien gilt: Ein Mann hört auf seinen Vater, eine Frau auf die Familie. Individuelle Entfaltung wird als Bedrohung der Familienehre gesehen. Manche Familien bieten einen so engen religiösen Rahmen, dass junge Menschen keinen Raum für eigene Entwicklung haben – oder in Rebellion und Extreme verfallen.
Wo die Familie versagt oder überfordert ist, wird die Clique zur Ersatzfamilie. Sie bietet bedingungslose Loyalität nach dem Motto „Wir gegen den Rest der Welt“, klare Regeln mit einfachen Hierarchien und klaren Verhaltenserwartungen, Identität und Status durch Kleidung, Sprache, Musik und gemeinsame Aktionen sowie materielle Vorteile im Drogenhandel oder anderen illegalen Geschäften. Das Problem: Diese Gruppen verstärken oft destruktive Verhaltensweisen. Wer aussteigen will, verliert alles: Freunde, Status, Schutz, Identität.
Die ambivalente Rolle der Rap-Kultur
Rap ist die Sprache einer Generation. Er artikuliert Wut, Frustration, Stolz. Das ist legitim und wichtig. Problematisch wird es, wenn Gewalt verherrlicht wird und „Geh Messer holen“ zur Handlungsanweisung wird, wenn Frauen objektifiziert werden und „Bitches und Hoes“ zur Normalität wird, wenn Antisemitismus normalisiert wird und „Jude“ als Schimpfwort gilt oder Verschwörungsmythen verbreitet werden, wenn Kriminalität glorifiziert wird und der Drogendealer als Held, der Gangster als Vorbild inszeniert wird. Junge Menschen, deren kritisches Denken nicht ausreichend geschult ist, übernehmen diese Botschaften ungefiltert. Sie werden zur Blaupause für Verhalten.
Drogen: Konsum, Handel, Abhängigkeit
Der Drogenkonsum beginnt oft mit Cannabis – scheinbar harmlos, „alle machen das“. Aber Cannabis beeinträchtigt die Hirnentwicklung bei Jugendlichen nachweislich, senkt Motivation und schulische Leistung, ist oft der Einstieg in härtere Drogen und normalisiert illegales Verhalten. Der Drogenhandel erscheint attraktiv: schnelles Geld, hoher Status, geringes Entdeckungsrisiko, so die Illusion. Die Realität sieht anders aus: Gewalt, Ausbeutung durch Hintermänner, frühe Kriminalisierung, zerstörte Biografien.
Das Problem des Sexismus
In vielen Communities herrscht ein extrem patriarchales Frauenbild: Frauen sind für die Ehre der Familie verantwortlich, ihre Sexualität muss kontrolliert werden, Bildung und Karriere sind sekundär gegenüber Ehe und Mutterschaft, Gewalt gegen Frauen wird toleriert oder bagatellisiert. Dies schadet nicht nur Mädchen und Frauen massiv. Es schadet auch Jungen, die in toxischen Männlichkeitsbildern gefangen sind und nie lernen, gleichberechtigte, respektvolle Beziehungen zu führen.
Antisemitismus – eine importierte und verstärkte Gefahr
Wir müssen offen aussprechen: In Teilen der migrantischen Communities gibt es einen virulenten Antisemitismus. Er speist sich aus verschiedenen Quellen: dem importierten Nahostkonflikt, bei dem der Israel-Palästina-Konflikt auf deutsche Juden projiziert wird, aus religiösen Vorurteilen mit jahrhundertealten antijüdischen Stereotypen im islamischen Kontext, aus Verschwörungsmythen wie „Juden kontrollieren die Welt, die Medien, die Banken“ und dient der Identitätsstiftung nach dem Motto „Wir gegen die Juden“ als verbindendes Element. Dies ist inakzeptabel. Deutschland hat aufgrund seiner Geschichte eine besondere Verantwortung. Antisemitismus muss konsequent bekämpft werden – egal aus welcher Community er kommt.
Klare Forderungen an die Migrantencommunity
Ich wende mich nun direkt an Sie, die Sie aus diesen Communities kommen. Sie sind hier, weil Sie es besser machen wollen. Das ehrt Sie. Aber lassen Sie mich klar sein: Es reicht nicht, nur hier zu sitzen. Sie müssen aktiv werden. Sie müssen Verantwortung übernehmen. Ohne Deutsch gibt es keine Zukunft in Deutschland. Das ist keine Meinung, das ist Fakt. Sprechen Sie mit Ihren Kindern Deutsch, wenn Sie es können. Wenn Sie es nicht gut können: Lernen Sie es! Es gibt kostenlose Kurse. Keine Ausreden. Ermutigen Sie Ihre Kinder, deutschsprachige Freunde zu haben, deutsche Bücher zu lesen, deutsche Medien zu konsumieren. Organisieren Sie Sprachtreffs, Hausaufgabenhilfe, Vorlesestunden – auf Deutsch. Ihre Herkunftssprache ist wertvoll und soll bewahrt werden. Aber Deutsch muss die Sprache sein, die Ihre Kinder perfekt beherrschen.
Bildung ist keine Option – sie ist Pflicht. Bildung ist der einzige verlässliche Aufstieg in dieser Gesellschaft. Wenn Sie Ihre Kinder lieben, geben Sie ihnen Bildung. Nehmen Sie die Schulpflicht ernst: Kein Schwänzen, keine Entschuldigungen für Kleinigkeiten, keine Familienurlaube während der Schulzeit. Kontrollieren Sie Hausaufgaben. Auch wenn Sie nicht helfen können – zeigen Sie Interesse! Fragen Sie nach. Fordern Sie Anstrengung. Formulieren Sie klare Erwartungen: Sagen Sie Ihren Kindern klar: Ich erwarte einen Abschluss. Ich erwarte Leistung. Ich glaube an dich. Kooperieren Sie mit Lehrern: Gehen Sie zu Elternabenden. Lernen Sie die Lehrer kennen. Zeigen Sie, dass Sie Partner in der Erziehung sind.
Kinder brauchen Grenzen. Sie brauchen Struktur. Sie brauchen Konsequenzen. Aber eines brauchen sie nicht: Gewalt. Schlagen ist keine Erziehung, es ist Misshandlung. Es zerstört das Vertrauen und lehrt Kindern: Probleme löst man mit Gewalt. Stoppen Sie das. Jetzt. Setzen Sie klare Regeln: Abendessen gemeinsam. Medienzeit begrenzt. Hausaufgaben vor Freizeit. Respekt vor Eltern und Lehrern ist nicht verhandelbar. Wissen Sie, wo Ihre Kinder sind. Sie müssen wissen, mit wem Ihr Kind unterwegs ist. Wo es ist. Was es tut. Das ist keine Tyrannei, das ist Fürsorge. Unterbinden Sie negatives Verhalten sofort: Wenn Ihr Sohn mit vierzehn kifft – das ist ein Notfall! Wenn Ihre Tochter nicht mehr zur Schule will – das ist ein Notfall! Handeln Sie!
Ihre Töchter sind keine Ehre-Objekte. Sie sind Menschen mit eigenen Rechten und Träumen. Bildung für Mädchen ist genauso wichtig wie für Jungen. Keine arrangierten Ehen, die die Schule beenden. Ihre Tochter darf Ärztin werden wollen, nicht nur Friseurin oder Mutter. Die Kontrolle der Sexualität ist Missbrauch: Ein Mädchen ist nicht verantwortlich für die Familienehre. Jungfräulichkeit ist keine öffentliche Angelegenheit. Gewalt gegen Frauen ist ein Verbrechen: Ob Ehemann, Vater oder Bruder – wer eine Frau schlägt, gehört vor Gericht.
Sie sind die glaubwürdigsten Stimmen gegen Extremismus in Ihrer Community. Wenn jemand antisemitische Witze macht, sagen Sie: „Nicht mit mir.“ Wenn ein Imam Hass predigt, wechseln Sie die Moschee. Wenn Jugendliche Gangster-Rap hören, der zu Gewalt aufruft, sprechen Sie darüber. Erklären Sie die Konsequenzen. Wenn jemand Frauen als minderwertig darstellt, widersprechen Sie. Laut. Wenn jemand die deutsche Gesellschaft pauschal ablehnt, fragen Sie: „Warum bist du dann hier?“
Ihre Kinder beobachten Sie. Jeden Tag. Wenn Sie können, arbeiten Sie. Auch wenn der Job nicht perfekt ist. Zeigen Sie, dass man sich durchbeißt. Leben Sie ehrlich. Keine Schwarzarbeit, kein Sozialleistungsbetrug. Integrität ist nicht verhandelbar. Zeigen Sie Respekt gegenüber Lehrern, Polizisten, Nachbarn – auch deutschen. Ihre Kinder lernen von Ihnen. Keine Opfermentalität. Ja, es gibt Diskriminierung. Aber sie ist keine Ausrede für Untätigkeit.
Sie sind nicht allein. Es gibt Hilfe. Wenn Sie überfordert sind, holen Sie sich professionelle Erziehungsberatung. Das ist keine Schande, das ist klug. Sozialarbeiter sind nicht der Feind. Sie können Türen öffnen, vermitteln, unterstützen. Community-Organisationen, Moscheen, Kulturvereine, Migrantenorganisationen können Ressourcen bündeln – wenn sie sich auf Integration statt Abgrenzung konzentrieren. Suchen Sie erfolgreiche Menschen aus Ihrer Community, die als Vorbilder und Mentoren dienen können.
Sie müssen nicht Ihre Identität aufgeben. Aber Sie müssen Teil dieser Gesellschaft werden. Ermutigen Sie interkulturelle Freundschaften. Nehmen Sie teil am öffentlichen Leben: Sportvereine, Nachbarschaftsfeste, Elternbeiräte – seien Sie dabei. Verstehen und nutzen Sie Demokratie: Wenn Sie wahlberechtigt sind – wählen Sie. Engagieren Sie sich kommunalpolitisch. Akzeptieren Sie das Grundgesetz: Es ist die Basis unseres Zusammenlebens. Artikel eins bis zwanzig sind nicht verhandelbar.
Klare Forderungen an die Aufnahmegesellschaft
Integration ist keine Einbahnstraße. Die deutsche Gesellschaft und ihre politischen Vertreter haben ebenso klare Verantwortung. Bildung ist die einzige nachhaltige Integrationsstrategie. Wir brauchen eine Kita-Pflicht ab drei Jahren in benachteiligten Vierteln. Kostenlos. Mit intensiver Sprachförderung. Wir brauchen Ganztagsschulen mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangeboten. Die Schule muss das bieten, was manche Elternhäuser nicht leisten können. In Brennpunktschulen brauchen wir kleinere Klassen mit maximal fünfzehn Schülern pro Klasse, mehr Lehrern, besser bezahlt. Wir brauchen Schulsozialarbeit: einen Sozialarbeiter pro hundert Schüler, mindestens. Und wir brauchen intensive Berufsorientierung ab Klasse sieben mit Begleitung, Praktika, Mentoring.
Deutsch lernen ist nicht optional. Wir brauchen kostenlose Deutschkurse für Eltern, am besten im Stadtteil, mit Kinderbetreuung. Wer Integrationsleistungen wie Deutschkurse verweigert, muss mit Kürzungen rechnen. Sprachstandtests vor der Einschulung müssen verpflichtend sein. Bei Defiziten: verpflichtende Förderkurse.
Ghettoisierung ist Gift. Sozialwohnungen müssen verteilt werden: nicht ganze Hochhaussiedlungen, sondern verteilt in der Stadt. In Neubaugebieten brauchen wir eine Mischung von Eigentum, Genossenschaft, Sozialwohnungen. Problemviertel müssen aufgewertet werden: mehr Parks, Spielplätze, Kultureinrichtungen. Nicht Gentrifizierung, sondern Verbesserung der Infrastruktur.
Wir müssen Jugendliche erreichen, bevor sie abrutschen. Wir brauchen Streetworker mit aufsuchender Jugendarbeit, die in die Viertel geht und Beziehungen aufbaut. Wir brauchen Jugendzentren mit attraktiven Angeboten wie Sport, Musik, Gaming, aber auch Bildungsangeboten. Wir brauchen Mentorenprogramme: ein Erwachsener für einen gefährdeten Jugendlichen, langfristig, verlässlich. Wir brauchen Familienhelfer mit aufsuchender Hilfe in überforderten Familien.
Klarheit und Konsequenz bei Kriminalität schützen alle – auch die Jugendlichen selbst. Zwischen Tat und Konsequenz dürfen nicht Monate vergehen. Wir brauchen schnelle Reaktion. Wir brauchen konsequente Strafverfolgung, auch bei Ersttätern, aber mit Fokus auf Resozialisierung, nicht nur Strafe. Wir brauchen intensive Bewährungshilfe: Wer eine Chance bekommt, muss engmaschig begleitet werden. Drogenhandel muss hart bekämpft werden, auch bei Kleindealern. Das Signal muss sein: Das lohnt sich nicht. Clankriminalität muss mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zerschlagen werden. Paralleljustiz ist inakzeptabel.
Alle Bürger haben das Recht auf Sicherheit. Wir brauchen Polizeipräsenz mit Fußstreifen in Problemvierteln, präventiv, nicht nur reaktiv. Wir brauchen Videoüberwachung an Brennpunkten, transparent kommuniziert. Wenn Bürger Probleme melden, muss die Polizei kommen, verlässlich. Das Ordnungsamt muss gestärkt werden für Ruhestörung, Vermüllung, kleinere Delikte.
Arbeit gibt Struktur, Einkommen, Würde. Jeder Schulabgänger braucht eine Ausbildungsgarantie – notfalls in außerbetrieblicher Ausbildung. Ausbildungsbegleiter müssen bei Problemen helfen. Auch wer lange arbeitslos war, braucht eine Chance durch geförderte Praktika mit Übernahmeoption. Wer Arbeit ablehnt ohne triftigen Grund, muss Konsequenzen spüren.
Integration funktioniert nur, wenn Leistung sich lohnt. Wir brauchen anonymisierte Bewerbungen in Pilotprojekten in Verwaltung und kommunalen Betrieben. Wir brauchen eine niedrigschwellige Antidiskriminierungsstelle mit echten Konsequenzen bei nachgewiesener Diskriminierung. Wir brauchen Diversity-Training für Lehrer, Polizisten, Verwaltungsmitarbeiter.
Extremismus hat in Deutschland keinen Platz. Der Verfassungsschutz muss radikale Prediger beobachten. Wir brauchen in Deutschland ausgebildete Imame, die die deutsche Sprache und Rechtsordnung kennen. Wer aus radikalen Strukturen aussteigen will, braucht Schutz und Unterstützung.
Wir müssen mit Migranten reden, nicht über sie. Integrationsbeiräte brauchen echte Mitspracherechte, nicht nur symbolische. Wir brauchen Bürgerforen in den Vierteln, mit Übersetzung, wenn nötig. Wir brauchen migrantische Vorbilder in Verwaltung, Politik, Polizei. Repräsentation ist wichtig.
Der soziale Vertrag
Integration ist ein Vertrag auf Gegenseitigkeit. Die Aufnahmegesellschaft sagt: „Wir geben euch Chancen – Bildung, Ausbildung, soziale Sicherheit. Wir investieren in eure Kinder. Wir bekämpfen Diskriminierung. Ihr gehört dazu.“ Die zugewanderten Familien sagen: „Wir lernen die Sprache. Wir respektieren die Gesetze und das Grundgesetz. Wir arbeiten hart. Wir erziehen unsere Kinder zu verantwortungsvollen Bürgern. Wir wollen dazugehören.“ Beide Seiten sagen: „Wir dulden keine Gewalt, keine Kriminalität, keinen Extremismus, keine Diskriminierung. Wir ziehen an einem Strang – für unsere Kinder, für unsere Stadt, für unsere Zukunft.“
Was jeder Einzelne tun kann – ab morgen
Für Eltern: Sprechen Sie heute Abend mit Ihrem Kind über seine Zukunft. Melden Sie es, wenn noch nicht geschehen, bei einem Sportverein oder Jugendtreff an. Vereinbaren Sie einen Termin beim Klassenlehrer. Lernen Sie einen deutschen Nachbarn kennen.
Für Community-Multiplikatoren: Organisieren Sie einen Elternabend zum Thema „Wie funktioniert das deutsche Bildungssystem?“ Sprechen Sie mit dem Imam oder Gemeindeleiter über Jugendarbeit. Vermitteln Sie zwischen Familien und Behörden. Werden Sie Mentor für einen Jugendlichen.
Für Pädagogen: Gehen Sie auf die Eltern zu, aktiv, auch wenn Sprachbarrieren bestehen. Organisieren Sie Hausbesuche in schwierigen Fällen. Vernetzen Sie sich mit Sozialarbeitern und Jugendämtern. Seien Sie konsequent, aber nicht aufgebend.
Für Kommunalpolitiker: Besuchen Sie die Viertel, regelmäßig, nicht nur vor Wahlen. Sprechen Sie mit Jugendlichen, mit Eltern, mit Sozialarbeitern. Stellen Sie Geld bereit – für Bildung, für Sozialarbeit, für Prävention. Fordern Sie Rechenschaft von Verwaltung und Polizei.
Schlusswort
Meine Damen und Herren, die Situation ist ernst. Aber sie ist nicht hoffnungslos. Ich habe in meiner Arbeit hunderte junger Menschen gesehen, die es geschafft haben – trotz aller Widrigkeiten. Die heute Ärzte sind, Ingenieurinnen, Unternehmer, Lehrerinnen. Die ihre Familien ernähren, Steuern zahlen, Vorbilder sind. Was diese jungen Menschen hatten: Eltern, die an sie glaubten und Opfer brachten. Lehrer, die sie nicht aufgaben. Mentoren, die ihnen Türen öffneten. Eine Community, die sie unterstützte. Und vor allem: den eigenen Willen, es zu schaffen.
Wir brauchen mehr von diesen Erfolgsgeschichten. Viel mehr. Dafür braucht es uns alle. Es braucht Ihre Verantwortung als Eltern. Ihre Zivilcourage als Community-Mitglieder. Ihre Professionalität als Pädagogen. Ihren politischen Willen als Entscheidungsträger. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Mit jedem Jahr, das verstreicht, verlieren wir Jugendliche an die Straße, an die Kriminalität, an den Extremismus. Mit jedem verlorenen Jugendlichen verlieren wir Potential, Steuerzahler, Zukunft. Aber mit jedem geretteten Jugendlichen gewinnen wir.
Fangen wir an. Heute. Hier. Gemeinsam. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit – und ich zähle auf Ihre Taten.
- Inspiration: Lektüre: ‚Sprachrohr für die migrantische Jugend – in der Netflix-Doku ‚Babo‘ stellt Rapper Haftbefehl schonungslos seine Selbstzerstörung zur Schau‘, in Main-Spitze v. 14.11.2025, S. 24. Dieser Artikel wurde unter Verwendung mehrerer redaktioneller KI-Werkzeuge erstellt.
Über den Autor:
Der Autor ist geprüfter psychologischer Berater (vfp), Heilpraktiker für Psychotherapie, hat ein postgraduiertes Studium in Psychologie zum Ph.D. (philosophy doctor) absolviert und erfolgreich an der Fortbildung zur Qualifikation ‚Psychosomatische Grundversorgung‘ der Landesärztekammer Hessen teilgenommen.
Er schreibt u.a. über die Übergänge zwischen Nähe und Autonomie, Bindung und Freiheit. Seine Texte verbinden psychologische Tiefe mit dem Blick auf den Menschen, der beides ist: verletzlich und fähig zur Wandlung.