Possibilität und Plausibilität als Grundlagen einer neuen Haltung

Im Geiste jener, die sich weigern, das Bestehende als unabänderlich hinzunehmen

I. Über die Grundlagen: Possibilität und Plausibilität

  1. Die Welt ist nicht abgeschlossen. Was heute unmöglich scheint, war einst die Zukunft, die Mutige erkämpften.
  2. Possibilität ist keine naive Träumerei, sondern eine erkenntnistheoretische Notwendigkeit in einer offenen Welt.
  3. Plausibilität ist keine Anpassung an das Bestehende, sondern die Kunst, das Neue gangbar zu machen.
  4. Nur die Vereinigung von radikalem Denken und praktischer Weisheit ermöglicht echte Transformation.
  5. Wer nur das Mögliche denkt, ohne es plausibel zu machen, bleibt folgenlos. Wer nur das Plausible verwaltet, ohne das Mögliche zu denken, bleibt gefangen.

II. Wider das Excel-Denken

  1. Das tabellarische Bewusstsein fragmentiert die Welt in isolierte Zellen und tötet die Imagination.
  2. Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden. Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.
  3. Das Excel-Denken kann optimieren, aber nicht transformieren. Es verwaltet das Gegebene, statt das Neue zu ermöglichen.
  4. Wo nur das Messbare als real gilt, stirbt die Fähigkeit, das noch-nicht-Messbare zu schaffen.
  5. Die Tyrannei der Kennzahlen ist die Tyrannei der Vergangenheit über die Zukunft.

III. Wider die Verfahrenslogik

  1. Nicht für jedes Problem gibt es ein Verfahren. Die wichtigsten Durchbrüche entstehen jenseits aller Protokolle.
  2. Verfahren schaffen Verlässlichkeit, aber wo sie total werden, ersticken sie das Neue.
  3. Unsicherheit ist kein zu vermeidendes Problem, sondern der Raum, in dem Neues entsteht.
  4. Wer erst handelt, wenn alle Risiken ausgeschlossen sind, handelt niemals transformativ.
  5. Die Logik der Verfahren ist die Logik der Reproduktion. Transformation braucht Improvisation.

IV. Wider Komfortzonen und Konsumdenken

  1. Die Komfortzone ist ein goldener Käfig. Sie verspricht Sicherheit und liefert Stagnation.
  2. Konsumdenken macht uns zu Objekten unserer eigenen Existenz. Wir kaufen Identitäten, statt sie zu gestalten.
  3. Erfüllung liegt nicht im Haben, sondern im Werden. Nicht im Besitz, sondern im Gestalten.
  4. Das Konsumsubjekt kennt nur Aneignung. Das transformative Subjekt kennt Erschaffung.
  5. Nischenecken-Wohlfühldenken ist die Flucht vor dem Fremden, dem Neuen, dem Herausfordernden.
  6. Algorithmen verstärken unsere Neigung zur Selbstbestätigung ins Pathologische. Wir leben in Spiegeln, nicht in Welten.
  7. Wer sich nie irritieren lässt, kann sich nie entwickeln.

V. Über die possibilistisch-plausible Persönlichkeit

  1. Ambiguitätstoleranz ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen intellektueller Reife.
  2. Die Fähigkeit, im Ungewissen zu navigieren, ist die Kernkompetenz transformativer Zeiten.
  3. Kreativität ist keine Naturgabe, sondern eine kultivierbare Praxis des unkonventionellen Denkens.
  4. Echte Kreativität verbindet das scheinbar Unverbundene und öffnet neue Möglichkeitsräume.
  5. Resilienz ohne Flexibilität wird zur Sturheit. Flexibilität ohne Prinzipien wird zur Beliebigkeit.
  6. Scheitern ist keine Schande, sondern Information. Wer nicht scheitert, riskiert nichts. Wer nichts riskiert, verändert nichts.
  7. Transformatives Denken ist nie solipsistisch. Es entsteht im Dialog, im Konflikt, in der Reibung.
  8. Die Bereitschaft, eigene Überzeugungen zu revidieren, ist keine Schwäche, sondern Stärke.

VI. Über Lernen und Bildung

  1. Lernen ist keine Akkumulation von Wissen, sondern Transformation des Selbst.
  2. Die Frage ist nicht: Was habe ich gelernt? Sondern: Wer bin ich durch das Lernen geworden?
  3. Unser Bildungssystem erzieht zur Anpassung. Wir brauchen Bildung zur Transformation.
  4. Extrinsische Motivation tötet die Neugier. Lernen für Noten ist Lernen gegen das Leben.
  5. Der Fehler ist kein Stigma, sondern der notwendige Begleiter jeden Lernens.
  6. Wer Fehler sanktioniert, züchtet Risikoaversion. Wer Fehler auswertet, kultiviert Resilienz.
  7. Fächer fragmentieren die Welt. Probleme erfordern transdisziplinäres Denken.
  8. Echte Probleme haben keine eindeutigen Lösungen. Bildung muss lehren, mit dieser Unbestimmtheit umzugehen.

VII. Über transformative Pädagogik

  1. Ausgangspunkt der Bildung sind echte Probleme, nicht didaktisch zurechtgestutzte Beispiele.
  2. Klimawandel, soziale Ungleichheit, digitale Transformation – das sind keine Fachthemen, sondern Weltfragen.
  3. Projektlernen ist kein Beiwerk, sondern der Kern. Transformation lernt man durch transformative Praxis.
  4. Der Prozess ist das Ziel. Planung, Kooperation, Improvisation, Scheitern, Neuanfang – das ist der Lehrplan.
  5. Lehrende sind keine Wissensvermittler, sondern Entwicklungsbegleiter.
  6. Wer eigene Unsicherheiten teilt, lehrt mehr als wer Gewissheiten vortäuscht.
  7. Mentoring auf Augenhöhe schafft Vertrauen. Hierarchische Belehrung schafft Gehorsam.
  8. Transformation ist immer kollektiv. Lernen in heterogenen Gruppen ist keine Konzession, sondern Notwendigkeit.
  9. Konflikte sind keine Störungen, sondern Ressourcen. In der Reibung entsteht das Neue.
  10. Peer-Learning aktiviert kollektive Intelligenz. Konkurrenz aktiviert Angst.
  11. Reflexivität ist die Meta-Kompetenz: die Fähigkeit, das eigene Denken zu beobachten.
  12. Junge Menschen brauchen ernsthafte Verantwortung, nicht simulierte. Projekte mit realen Konsequenzen.
  13. Wer junge Menschen vor jedem Scheitern bewahrt, beraubt sie der Möglichkeit, Resilienz zu entwickeln.

VIII. Über gesellschaftliche Transformation

  1. Gesellschaften brauchen imaginative Infrastrukturen: Räume, in denen Zukünfte gemeinsam erdacht werden.
  2. Das Fehlen solcher Räume ist eine der Tragödien unserer Zeit. Politik degeneriert zur Verwaltung.
  3. Demokratie ist mehr als Wahlakte. Demokratie ist kontinuierliche kritische Reflexion über das, was sein soll.
  4. Zukunftswerkstätten sind keine Spielerei, sondern politische Notwendigkeit.
  5. Narrative Diversität ist Reichtum. Multiple Erzählungen über das gute Leben sind kein Problem, sondern Lösung.
  6. Experimentierräume sind gesellschaftliche Notwendigkeiten. Reallabore ermöglichen das Neue ohne existenzielles Risiko.
  7. Temporäre Autonomiezonen lassen Alternativen nicht nur denken, sondern erfahren.
  8. Institutionen optimieren Stabilität. Transformation braucht Institutionen, die Wandel kultivieren.
  9. Experimentierbudgets sind keine Verschwendung, sondern Investition in das Ungewisse.
  10. Fehlerkultur ist keine Schwäche, sondern organisationale Intelligenz.
  11. Temporäre Strukturen sind flexibler als ewige Hierarchien. Projektorganisation ist transformationsfreundlich.
  12. Transdisziplinarität überwindet Silodenken. Probleme kennen keine Fachgrenzen.
  13. Partizipation ist kein Ritual, sondern Substanz. Betroffene müssen Beteiligte werden.

IX. Über Technologie

  1. Technologie ist kein Schicksal, sondern Möglichkeitsraum. Aber wir müssen ihn gestalten.
  2. Die Frage ist nicht: Was ist technisch möglich? Sondern: Welche Möglichkeiten wollen wir realisieren?
  3. Deterministisches Technikdenken macht uns zu Objekten. Gestaltendes Technikdenken macht uns zu Subjekten.
  4. Technikreflexion ist keine Luxusdebatte, sondern Bildungsauftrag. Was tut Technologie mit uns?
  5. Demokratische Technikgestaltung bedeutet: Nicht Experten allein entscheiden, was entwickelt wird.
  6. Ethische Infrastrukturen sind keine Hürden, sondern gemeinsam ausgehandelte Leitplanken.
  7. Technologische Souveränität bedeutet: verstehen und anpassen können, nicht nur konsumieren.
  8. Wer Technologie nur nutzt, aber nicht versteht, ist unfrei.

X. Über Optimismus als ethische Haltung

  1. Der hier gemeinte Optimismus ist weder naiv noch blind. Er kennt die Krisen.
  2. Aber er weigert sich, Krisen als Urteile zu lesen. Er begreift sie als Aufforderungen.
  3. Was jetzt ist, muss nicht bleiben. Was bedroht, kann auch mobilisieren.
  4. Optimismus ist hier keine Laune, sondern ethische Entscheidung.
  5. Die Entscheidung, so zu handeln, als ob Veränderung möglich wäre – weil nur diese Haltung Veränderung ermöglicht.
  6. Wer überzeugt ist, dass alles determiniert ist, wird nicht handeln. Der Pessimist produziert seine eigene Bestätigung.
  7. Der transformative Optimist schafft Möglichkeiten durch die Praxis der Möglichkeitsöffnung.
  8. Geschichte ist offen. Menschliches Handeln macht Unterschiede. Wir sind Subjekte, nicht nur Objekte.
  9. Hoffnung ist nicht Erwartung eines guten Ausgangs, sondern engagierte Praxis.
  10. Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal wie es ausgeht.
  11. Diese Hoffnung wartet nicht auf Rettung. Sie gestaltet.
  12. Sie ist radikal im Denken und konstruktiv im Handeln.

XI. Über die Dringlichkeit

  1. Wir leben in einer Zeit multipler, sich überlagernder Krisen. Business as usual ist keine Option.
  2. Klimawandel, Digitalisierung, Polarisierung, geopolitische Instabilität – graduelle Anpassung reicht nicht.
  3. Wir brauchen bewusste, gestaltete Transformation, nicht katastrophische.
  4. Die Haltung der vereinten Possibilität und Plausibilität ist keine Luxusphilosophie, sondern existenzielle Notwendigkeit.
  5. Ohne radikal Neues zu denken, bleiben wir in unzureichenden Lösungsräumen gefangen.
  6. Ohne das Neue anschlussfähig zu machen, bleibt es folgenlos.
  7. Excel-Denken und Verfahrenslogik haben uns hierher gebracht – sie werden uns nicht hinausführen.

XII. Über die junge Generation

  1. Junge Menschen sind nicht das Problem, das gelöst werden muss. Sie sind Träger des Transformativen.
  2. Wir müssen aufhören, sie in bestehende Strukturen einzupassen. Wir müssen mit ihnen neue imaginieren.
  3. Die Zukunft ist nicht vorhersagbar, aber gestaltbar. Wir können Möglichkeitsräume öffnen oder verschließen.
  4. Das Mögliche wartet nicht darauf, entdeckt zu werden. Es will erschaffen werden – von uns, jetzt, hier.

Diese Thesen sind keine Wahrheiten, sondern Provokationen. Keine Dogmen, sondern Einladungen zum Gespräch. Keine Endpunkte, sondern Ausgangspunkte. Sie fordern nicht Gehorsam, sondern Widerspruch – produktiven, konstruktiven, transformativen Widerspruch.

Denn Transformation ist kein Ereignis, das über uns hereinbricht, sondern eine Praxis, die wir kultivieren – in jedem Gespräch, das eine neue Perspektive öffnet, in jedem Projekt, das das Unmögliche versucht, in jeder Entscheidung, die den leichten Weg zugunsten des richtigen verschmäht, und in jeder Begegnung, die uns selbst verändert.

  • Inspiration: Lektüre ‚Deutschland denkt in Excel-Sheets‘, Interview mit Anders Indset in: Main-Spitze v. Freitag, 7. November 2025, S.3.
  • Dieser Artikel wurde unter Verwendung mehrerer redaktioneller KI-Werkzeuge erstellt.

Texte zum Thema Bandbrief

Über den Autor:

Der Autor ist geprüfter psychologischer Berater (vfp), Heilpraktiker für Psychotherapie, hat ein postgraduiertes Studium in Psychologie zum Ph.D. (philosophy doctor) absolviert und erfolgreich an der Fortbildung zur Qualifikation ‚Psychosomatische Grundversorgung‘ der Landesärztekammer Hessen teilgenommen.

Er schreibt u.a. über die Übergänge zwischen Nähe und Autonomie, Bindung und Freiheit. Seine Texte verbinden psychologische Tiefe mit dem Blick auf den Menschen, der beides ist: verletzlich und fähig zur Wandlung.